Berichte von 09/2022

100-Mile Bike Ride

Dienstag, 27.09.2022

Yes Theory! Seek Discomfort!

Der folgende Eintrag trägt das Motto Seek Discomfort. An einem Freitagabend vor zwei Wochen machte ich mich auf den Weg nach Midtown Manhattan, um an einem „Yes Theory Meetup“ teilzunehmen. 

Yes Theory, ein ursprünglich von vier Jungs aus Kalifornien gegründeter YouTube Kanal folgt den Leitsätzen einfach mal JA zu sagen, aus seiner Komfortzone rauszukommen, seine persönlichen Limits zu erfahren und die Lebensgeschichte wildfremder Menschen zu erfahren. Über die Jahre hat sich eine weltweite Community gebildet, die die Philosophie der Gründer teilt, sich der Bewegung angeschlossen hat über seinen eignen Schatten zu springen und regelmäßig Treffen stattfinden lässt.
In einer überraschend sehr familiären Umgebung fremder Menschen verbrachte ich den Abend bei einigen Bieren, einem typisch-amerikanisch-zuckrigen Dessert und kleinen Discomfort-Challenge Spielchen. Meine erste Challenge bestand darin 10 fremden Menschen einen High-Five Handschlag zu geben. Ziemlich unangenehm zu Beginn, aber spaßig zugleich.

Long story short, an diesem besagten Abend lernte ich Hugo kennen. Ein in Mexiko geborener First Generation Immigrant, der bereits seit seinem 4. Lebensjahr in New York lebt und eine absolute Liebe fürs Fahrradfahren hat. Da ich ja nun auch ein Fahrrad habe, dachte ich mir kurzerhand ihn den Donnerstag drauf zu fragen, ob er nicht Lust hätte am Wochenende eine kleine Radtour zu machen.

Aus der anfänglich, schön-klingenden Idee eine gemütliche Fahrradtour zu machen, wurde innerhalb von weniger als 24 Stunden der Plan geschmiedet durch 4 US-Bundesstaaten mit dem Fahrrad zu reisen! Angefangen in Springfield, Massachusetts, sollte es quer durch Connecticut zurück nach New York und über den Hudson-River nach New-Jersey gehen. Knapp 160 Meilen innerhalb 2 Tage sollten abgespult werden. Eine Meile entspricht 1,6 Kilometern – sprich ich habe mich auf eine 250km lange Tour eingelassen. An 2 Tagen? Ich? Mit meinem Fahrrad? Aber ich konnte doch nicht NEIN sagen…

Mit einem sehr provisorisch gepackten Rucksack, einem hoffentlich taugenden Fahrrad und voller Euphorie geladen ging am Samstagmorgen um 5 der Wecker, um kurz vor 7 der Bus und um 10 saß ich bereits in Massachusetts auf meinen zwei Rädern, um den Weg zurück nach New York anzutreten.

Ohne jegliche Vorfälle erreichten wir nach einigen Pausen, einer stundenlangen Fahrt und 96 abgespulten Kilometern das kleine Dorf Guilford in Connecticut. Ein im Vorhinein gebuchtes und mitten im Wald ablegendes Haus sollte die beste Airbnb-Erfahrung meines Lebens werden. Völlig erschöpft, ausgehungert, von Krämpfen geplagt und mit einem wunden Ar*** wurden wir von der 75-jährigen Beth mit einem Glas Wein, einer frisch aufgesetzten Squash Soup und Boston Brown Bread empfangen.
Abseits jeglicher Erwartungen verbrachten Hugo und ich den gesamten Abend mit ihr, ihrer über 80-jährigen Schwester, ihrem Bruder und Ahmad am Essenstisch und tauschten unsere Life-Stories aus. Beth berichtete uns, dass ihr Mann vor wenigen Jahren verstorben sei und sie seitdem Reisende aus der ganzen Welt bei sich aufnimmt und darin ihre neue Erfüllung gefunden hat. Ahmad, ein zweifacher 38-jähriger Familienvater und Cyber-Security Student aus Saudi-Arabien wohnt bereits seit mehreren Wochen im Haus und ist einer von 400 Gästen, die Beth bereits über die Jahre beherbergt hat.

Beth Bruder, ein anfangs skeptisch-grummeliger Ami, wachte jedoch nach meinem mitgebrachten, deutschen Bier und dem in den Raum geworfenen Thema seiner eigenen Maple Syrup Farm auf. Nachdem er uns ein wenig darüber berichtete, ergriff ich die Gunst der Stunde und fragte ihn, ob es möglich wäre seine Ahornsirup Farm zu besichtigen. Freudig über meine Nachfrage, aber ohne einen Kommentar stand er auf und verließ das Haus . . . hatte ich etwas Falsches gesagt? Nein, denn er kam kurzerhand mit einem kleinen Gläschen Ahornsirup und mit Sirup überzogenen Walnüssen für uns wieder. Den Termin für den kommenden Morgen machten wir selbstverständlich auch noch aus! Beth Schwester war recht still, aber ziemlich niedlich. Wie wir am nächsten Morgen erfuhren, ist ihr Mann leider vor kurzem auch verstorben. Trotzdem hat sie den Abend wohl sehr genossen.

Bevor wir Beth wunderschönes Anwesen am nächsten Morgen wieder verließen, tranken wir noch zwei Kaffee an ihrem vor dem Haus angelegten Teich – einen klassischen Americano von ihr und einen 20-Minuten mit Kardamom kochenden, arabischen Kaffee von Ahmad.
Mit von ihr geschmierten Bagels und mit Pferdesalbe eingecremten Beinen, (sie bestand drauf) ging es schlussendlich weiter zur Farm.
Danke Beth & Danke für deine Worte auf Airbnb:

„This was such a fun guest! Combine 1 German with 1 Mexican a Saudi and local host family and the result is a fun and dynamic evening!”

Auf der Maple Syrup Farm wurde uns der Prozess des Ahornsirups vom Blatt bis zur Abfüllung ins Glas detailliert beschrieben. Durch ein kilometerlanges, an Ahornbäumen montiertes Schlauchsystem quer durch den Wald wird im Frühjahr jedes Jahres das Sirup gewonnen und im Zuckerhaus verarbeitet. Eine super interessante und spannende Erfahrung, die definitiv auch in Erinnerung bleibt. Auf seinen Traktor habe ich mich auch mal setzten dürfen.

Auf dem weiteren Weg der Reise stoppten Hugo und ich für einige Stunden an der weltbekannten Yale-University in New Haven. Ziemlich verschwitzt und wahrscheinlich auch stinkend, aber dennoch getarnt als Elite-Studenten statteten wir der Library der Uni einen Besuch ab. Ein sehr beeindruckendes Gebäude, welches uns beide unabhängig voneinander an Hogwarts von Harry Potter erinnerte. Anschließend stärkten wir uns noch mit einer Pizza und verließen die Stadt auch schon wieder.

Aus den ursprünglich geplanten 160 Meilen und dem Ziel New York wieder zu erreichen, wurde leider nichts. Es war einfach zu viel und wir wollten auf der Tour öfters stoppen, um abseits vom Fahrradfahren etwas zu erleben. Dennoch bin ich ganze 100 Meilen (160Km) an 2 Tagen von Springfield, Massachusetts bis nach Milford, Connecticut, gefahren!

Auch wenn ich Tage später noch Muskelkater hatte, bin ich so froh JA zu diesem Trip gesagt zu haben. Ich habe so viel vom Land gesehen, bin durch abgelegene Vororte (mit Teils Trump Flaggen) gefahren, habe die traurige Lebensgeschichte eines aus Mexiko nach Amerika eingewanderten erfahren dürfen und habe mit einer amerikanischen Familie den Abend verbracht. Der Gedanke von SeekDiscomfort und YesTheory wurde gelebt.

See you next time,

Tim 

P.S. Watch the AFTERMOVIE!

 

Life in NYC and Bed-Stuy

Freitag, 16.09.2022

9/11 – auch wenn seitdem bereits wieder einige Tage vergangen sind, war es das Thema der letzten Woche. Zur offiziellen Zeremonie, mit der anwesenden Vice President Kamela Harris an einem symbolisch verregneten Sonntagmorgen, habe ich mich leider nicht aufraffen können. Im Nachmittag schnappte ich mir jedoch den Regenschirm, nahm den J-Train nach Manhattan und besuchte die Gedenkstätten.
Die in der Luft hängende Stimmung an diesem Ort war echt herzergreifend! Tausende, trauernde Angehörige kehrten an den Ort zurück, an dem sie ihre Freunde und/oder Familienangehörige durch die Anschläge verloren. Das trübe, regnerische Wetter wurde jedoch durch ein beeindruckendes Blumenmeer erleuchtet.
Am Abend erhellte die Stadt erneut durch zwei bis gefühlt ins Universum ragende Lichtkegel, welche den Twin-Towers sowie den Verstorbenen die nötige Ehre erweisen. Man nennt sie auch Tribute in Light.

Den Tag zuvor verbrachte ich erneut mit Guy, der mir auch seine Meinung über den 11. September bei einem Bier im Biergarten schilderte. Auch er bestätigte, dass es ein Ereignis gewesen sei, welches das Land gespaltet und verändert hätte. Geprägt von Wut, Ärger und Unverständnis könne er es nicht begreifen wie viele Kriege in Nah-Ost seitdem geführt wurden, wie viele US-Militärstützpunkte weltweit errichtet wurden und vor allem wie viele Milliarden US-Dollar $$ seither verpulvert wurden, wo es dem eignen Land doch an einem intakten Gesundheitssystem, verbesserungswürdigen Bildungseinrichtungen und einer vernünftigen Infrastruktur fehle…
Nun aber genug von 9/11!

Der slush-ice-coffee und die typisch-amerikanischen Burger bei Comfortland in Queens waren echt schmackofatz! Auch die anschließende, meilenlange Fahrradtour quer durch Brooklyn und Queens am East River entlang, war sehr beeindruckend. Selbst nach Wochen muss man immer noch Lächeln und Grinsen, wenn man die Skyline Manhattans am anderen Flussufer sieht.

Die Schule diese Woche war einfach nur langweilig! Auch wenn ich diese Woche zwei Tage frei bekam, verbrachte ich die anderen drei von morgens 9 bis nachmittags um 3 im Prospect Park auf einer Bank. Während die Schüler*innen ein improvisiertes Outdoor-Programm von externen Dienstleistern erhielten, welches aus Fußball, Theater, Creative Writing und Capoeira bestand, verbrachten wir Lehrkräfte die Tage mit Kaffeetrinken, Kartenspielen, Schläfchen, Sonnen und vor allem lästern: 

 „Ich habe doch nicht zich Jahre studiert, um jetzt hier den Babysitter zu spielen.“ 

Es ist echt chaotisch momentan! Lehrer*innen fühlen sich hintergangen, da nicht offen miteinander kommuniziert wird, Schüler*innen haben keine Lust mehr auf Outdoor-Programme und die Eltern fangen an sich über die akademische Bildung ihrer Kinder Sorgen zu machen. Eine Privatschule, für die horrende Summen monatlich gezahlt werden muss und die kein Schulgebäude aufweisen kann, darf sich eigentlich auch nicht wundern, dass es zu ersten Äußerungen kommt. Zur Euphorie aller wurde uns vom Schulleiter nun auch mitgeteilt, dass erst frühestens Mitte Oktober das neue Gebäude einzugsbereit ist. Für die kommenden Wochen wurden der Schule jedoch nun provisorische Klassenräume im Goethe-Institut in Manhattan zur Verfügung gestellt.

Im nächsten Abschnitt will ich ein wenig über das wahre New-Yorker Stadtleben erzählen und euch berichten, wie mein erster Eindruck in meiner Nachbarschaft war.

New York ist unbeschreiblich riesig. Auch wenn man sich bereits auf längere Entfernungen eingestellt hat, braucht man in der Regel immer noch länger, um von A nach B zu kommen. An das bestens ausgebaute U-Bahn Netzwerk der Stadt hat man sich nach einigen Fahrten in die falsche Richtung jedoch auch gewöhnt.

Jede einzelne U-Bahn Fahrt ein Erlebnis für sich. Leute spielen Posaune, fangen Rap-oder Dance-Battles an, nutzen die freie Fläche zum Skaten oder Sehen einfach nur interessant aus. Jeder vorstellbare Klamottenstil sowie jede Art von Kultur ist vertreten und alle haben dasselbe Ziel – die auf 16Grad klimatisierte Bahn durch die fast 40Grad stickigen Stationen der Unterwelt zu verlassen, um auf die Straße zu gelangen.

Mein Stadtteil Bedford-Stuyvesant in Brooklyn ist eine African American Neighborhood. Ohne jegliche Vorstellungen bin ich vor 3 Wochen in meine Wohnung eingezogen und habe mich ehrlich gesagt die ersten Tage etwas unwohl gefühlt. Selbst in meiner sehr russisch besiedelten Gegend in Riga vor drei Jahren habe ich es anfangs besser empfunden. Ohne jegliche Vorurteile zu haben, war es schlicht ein neues, unwohles Gefühl.

Jede einzelne Person ist farbig - die Leute im Haus, die Nachbarn, jeder der die Straße entlangläuft. Der einzige weiße im Supermarkt oder der einzige weiße in einem vollen Bus zu sein, verändert deine Sicht- und Denkweise in vielen Bereichen. Ich würde behaupten:

 „You just have to experience it once!”

Wochen später hat sich das Blatt um 180Grad gewendet. Mit der niedlichen, älteren Dame aus dem 1.Stock unterhalte ich mich täglich, wenn sie mit ihren zwei Hunden Gassi geht, ihr Neffe hilft uns bei Kleinigkeiten in der Wohnung und auf den Straßen wird man so akzeptiert wie man ist! Man hat sich einfach dran gewöhnt.
Dennoch ist es einfach eine andere Kultur, die man tag täglich beobachten kann. Die Straßen sind rund um die Uhr von einer Marihuana Wolke überzogen, mit auf gepimpten Chopper-Bikes, getunten Dodges oder protzigen Amischlitten wird bei Rap oder Bob-Marley Musik angegeben und es wird in Großgruppen studnenlang auf der Straße rumgelungert.

Sonntags um 10 vereint jedoch alle eins - der Gottesdienst in einer der vielen Kirchen ums Eck. Gut gekleidet verlassen sie ihre Häuser und laufen die Straße hinunter.

Fazit: Eine life-lesson, die meinen Horizont sowie meine Denk-und Sichtweise wieder erweitert hat!

Am Wochenende werde ich meinem Kölner Mitbewohner Flo, der gerade mit dem Rad auf dem Weg nach Lissabon ist, etwas Konkurrenz machen……

Stay tuned for the next episode,
Tim

9/11 & Start of school

Sonntag, 11.09.2022

Das lange Wochenende habe ich mal wieder bestens ausgenutzt, um weiter touristisch aktiv zu werden in der Stadt, die niemals schläft.

Während mich das Finanzdistrikt rund um die weltbekannte Wall Street in Downtown nicht allzu begeistert hat, wurde es umso emotionaler das erste Mal die 9/11 Gedenkstätte live zu sehen. Drapierte Blumen in eingestanzte Namen und ein nie endender Wasserfall in Gedenken an die verstorbenen Menschen der Terroranschläge von 2001, haben mich wortwörtlich in Schockstarre versetzt – goosebumps!
9/11 – laut mehrerer Lehrer*innen der Tag, der das gesamte Land verändert hat. Nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch auf lokaler und gar schulischer Ebene. Ich habe bereits von zwei Lehrkräften erfahren dürfen, wie sie damals den Tag erlebt haben:

 „ A day I will never ever forget in my entire life” (Vilma Ramsaroop, 2022) 

Es war unglaublich interessant, aber auch bewegend es von Personen zu erfahren, die hier aufgewachsen sind. Sie erzählten es wäre das pure Chaos ausgebrochen, da der gesamte Nah- und Fernverkehr unterbrochen wurde, Menschen rannten hilflos quer durch die Stadt, um in Sicherheit zu kommen, die gesamte Metropole sei von einer riesigen Staubwolke erstickt worden und in der Schule sei man bis abends eingesperrt worden…

Long story short, 9/11 ist tatsächlich diesen Sonntag – ich werde vor Ort sein und mir mehrere Zeremonien anschauen!

An weitere Sehenswürdigkeiten kann ich mehr oder weniger bereits einen Haken machen: Grand-Central-Station, Oculus, Chrysler Building, Charging Bull, One World Trade Center, Little Island, Bryant & Washington Park. Auch dem berühmtesten Park der Welt, dem Central Park, habe ich bereits zwei Besuche erstattet. Einmal, um ehrlich zu sein, für ein kleines Nickerchen nach der Schule und ein weiteres Mal für Shakespeare in the Park!

Recht spontan wurde ich Mittwochabend von einer weiteren Praktikantin gefragt, ob ich nicht Lust hätte zu AS YOU LIKE IT mitzukommen, ein Open-Air Theatermusical im Central Park – das konnte ich mir nicht entgehen lassen! Auch wenn die literarisch, alt-englische Sprache teils sehr schwer zu verstehen war, war es dennoch ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Die kunterbunten Kostüme, die Gestaltung der Bühne sowie das schauspielerische Talent der Künstler*innen hat meinen Horizont erweitert!

Weitere Highlights der letzten Woche waren tatsächlich zwei Orte außerhalb der Stadt. Zum einen verbrachte ich einen sommer-sonnig heißen Tag in Long Island am Rockaway Beach, welchen ich mit zwei weiteren Praktikantinnen mit der Fähre vom Pier 6 in Downtown erreichte. Die Skyline von Manhattan vom Wasser aus zu sehen, war definitiv nochmal ein neuer, umwerfender Blick! Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal in New York am Strand liegen würde…

Zum anderen habe ich den Sonntag erneut mit Guy verbracht. Wir trafen uns mittags an der Grand-Central-Station, um die Stadt in Richtung Pelham in Westchester zu verlassen. Im Haus seiner Eltern verbrachte ich mit ihm und vier seiner Freunde bei einigen Bieren (Honey Kölsch) den Nachmittag. Aus uralten Fahrrädern durfte ich mir ein halbwegs brauchbares zusammenschrauben und es dann mitnehmen – ich habe nun ein Fahrrad hier in NYC! (Ja…ich kaufe mir noch einen Helm :D)

Im Anschluss sind wir noch zum Batting Cage seiner ehemaligen High-School gefahren (Pelham Memorial High School). Ein Ort, an dem Baseball-Bälle mit sehr hoher Geschwindigkeit aus Maschinen rausgeschossen kommen und man versucht sie mit einem bat (Schläger) möglichst ideal zu treffen. Unglaublich schwierig, aber dennoch superspannend eine neue, typisch-amerikanische Sportart auszuprobieren!

 

Die Schule hat begonnen . . . und eine teils sehr chaotisch-anstrengende, aber auch aufregend-schöne Woche ging gestern zu Ende. Da das Schulgebäude leider noch auf seine Genehmigungen wartet, musste stark improvisiert werden. Exkursionen mussten kurzerhand auf Grund des Wetters verschoben oder gar abgesagt werden, Tagesabläufe wurden gefühlt stündlich geändert und viele Lehrkräfte waren oftmals überfordert wie jetzt weiter vorgegangen werden soll. Dazu kam Freitagnachmittag noch die weniger erfreuliche Nachricht vom Schulleiter, dass sich der Einzug ins neue Gebäude weiter nach hinten verschieben wird. Daher weiß Stand jetzt keiner wann, wie und vor allem wo in der kommenden Woche Unterricht stattfinden soll…
Ich bin einen Nachmittag mal am neuen Schulgebäude vorbeigefahren und habe auch verstehen können warum – es ist noch eine Baustelle! (siehe Bild).


Nichtsdestotrotz war es sehr aufregend und spannend die Schüler*innen kennenzulernen, einen ersten Eindruck des amerikanische Schullebens zu bekommen und bei zwei Exkursionen als Lehrkraft mit dabei gewesen zu sein. Mit der 8ten und 9ten Klasse habe ich zwei Tage im Goethe Institut in Manhattan verbracht, wo nach kleineren Kennenlernspielen und Projekten auch der normale Unterricht begonnen hat. Im Deutschunterricht habe ich bereits erste Diskussionsrunden mit angeleitet, in Maths habe ich meistens nur lächelnd hinten dringesessen, in der Hoffnung nichts gefragt zu werden, und im Englischunterricht war ich ehrlich gesagt auf Schüler*innen-Ebene. Es ging um Democracy, legislature/ executive/ judiciary und criminal law… echt interessant, aber auch sehr fordernd. In Science hat mich die Marshmallow Challenge sehr beeindruckt (Siehe Link)!

Mit der 7ten Klasse war ich auf zwei Exkursionen im Prospect Park, der von den Locals auch der Central Park Brooklyns genannt wird. Am Dienstag war das Ziel der LeFrak Center at Lakeside. Ein im Winter sehr beliebter Ort, um Schlittschuh zu fahren und im Sommer, um die Rollerblades oder Rollerskates tanzen zu lassen. Mit Tanzen hatte es bei mir aber leider nichts zu tun, da ich mich einmal ordentlich vor den Augen und zum Gelächter der Kids auf die Nase gelegt habe :D
Am Freitag hieß das Ziel Brooklyn Botanic Garden. Aufgeteilt in Kleingruppen bestand die Challenge darin möglichst viele Vögel zu sichten, um einen Free-Homework-Pass zu gewinnen. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie motiviert die Schüler*innen waren und mit welchen Tricks sie versucht haben mich reinzulegen. Sobald nämlich Vögel gesichtet wurden, musste es von uns Lehrer*innen bestätigt werden. Es war sehr lustig, hat allen auch viel Spaß bereitet, aber den wunderschön angelegten Garten hat man kaum genießen können, da man wortwörtlich durchgehetzt ist.

Im nächsten Eintrag werde ich euch mehr über die Unterschiede von deutschen und amerikanischen Umgangsweisen in der Schule sowie dem allgemeinen Leben in meiner Neighborhood und den ereignisreichen U-Bahn Fahrten in New York berichten.

Fazit nach zwei Wochen – ich fühle es! *-*

See you next week,
Tim

 

P.S. WEB-Links, die für diesen Eintrag interessant sein könnten.

First Impressions of New York City

Freitag, 02.09.2022

Hey everyone,

wie die meisten bereits wissen, bin ich letzte Woche Freitag, 26.08.2022, für ein 3,5-monatiges Praktikum an einer deutschen Auslandsschule nach New York City gezogen.

Yes – New York City !!!

Selbst nach den ersten 7 Tagen ist es alles noch sehr surreal und nicht zu begreifen, aber nun sitze ich hier – auf dem Dach meiner Wohnung in Bedford-Stuyvesant, Brooklyn - 790 Jefferson Avenue. Check it out on Google Maps and Street View!

Ich würde euch gerne durch diesen Auslandsblog wöchentlich updaten und mitteilen, wie es mir geht, was ich bereits für Highlights erlebt habe und wie das wahre New-Yorker Stadtleben aussieht. Let`s get started *-*

Nach monatelanger Strapazen rund ums Visum, einigen „Nervenzusammenbrüchen“ bezüglich einer Wohnung und tränenreichen Abschieden ging es dann doch los: Brüssel – New York mit Delta Airlines. Im Flieger gab es 2x Green Curry für mich, weil ich von einem nicht satt geworden bin :D
Nachdem ich die Immigration am Flughafen sowie die anfänglichen Strapazen mit AirTrain, Metro & Bus hinter mir hatte, wurde ich direkt am ersten Abend von meinem Vermieter in sein französisches Restaurant eingeladen (L`Antagoniste). Amadeus, so heißt er, ist Schweizer, wohnt seit über 20 Jahren in New York, hat mehrere Restaurants und sein Sohn geht auf meine Schule – ich wurde super herzlich von ihm und seiner Frau Fiona empfangen und hab direkt mal einen klassischen, amerikanisch-saftigen Burger abstauben können!

Den Samstag- und Sonntagnachmittag verbrachte ich mit einem wasch-echten Local – Guy, ein New Yorker, der thailändischen Ursprung ist, aber auch bereits seit vielen Jahren in der Stadt lebt. Ich kannte ihn bereits im Voraus über eine Freundin. (Thanks Laura!)
In hippen Brauhäusern, auf einem Street-Food Market und am East-River verbrachte ich mit ihm und seiner Freundin Sarah die sonnigen, ersten Tage.
Mein absolutes Highlight an den beiden Tagen war es die Skyline von Manhattan das erste Mal live zu sehen. Man kannte es aus Filmen, Serien, dem Internet, etc. … aber es live vor sich zu haben, war schon sehr beeindruckend! Getoppt wurde der Skyline-Blick durch zwei Fußballfelder, die direkt am East-River gelegen sind, auf welchen ich mir zwei amerikanische Kids geschnappt habe, um ihnen das wahre Footballbeizubringen!

Montagmorgen – die Schule geht los, das neue Schuljahr an der German School Brooklyn (GSB) mit mir als Praktikant beginnt!

Die Schule ist eine bilinguale, offiziell anerkannte internationale deutsche Auslandsschule, welche derzeit Schüler*innen vom Kindergarten bis zur 9. Klasse umfasst. Die Kids können entweder beide Sprachen sprechen oder wollen die jeweils andere erlernen.
Da das neue Schulgebäude in Brooklyn noch einige Genehmigungen zum offiziellen Start benötigt, hieß es für die Einführungswoche für die Lehrer*innen: 30 Irving Place, Manhattan – Goethe Institut. School/ Work- Life in Manhattan, New York…. dass das für den kleinen Jungen aus Linden-Neusen mal Wirklichkeit werden würde, das wäre sogar in Träumen unmöglich gewesen.

Aus der anfänglichen Nervosität und Ungewissheit, was auf einen zukommen würde, hat sich vier Tage später eine positive Zuversicht und Freude auf das Bevorstehende entwickelt. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, direkt mit eingebunden und auf Augenhöhe im Kollegium behandelt. Bei anfänglichen Icebreaker(Kennenlernspielen) wurden wir gebeten etwas aus unserem Heimatland mitzubringen. Was hätte es bei mir anderes sein können als das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft. Als gefragt wurde, ob jemand freiwillig sein Mitbringsel dem Kollegium vorstellen würde, habe ich meinen Mut zusammengenommen, bin aufgestanden und habe folgendes gesagt (oder so ähnlich):

 

I have brought my German soccer jersey, due to the upcoming World Cup starting in November… unfortunately the matches are in the morning of our time, so I was wondering whether there is any chance to still rearrange my schedule.

 

…. die ganze Runde fing an zu lachen, witziger Moment! :D

In den Nachmittagen der letzten Tage habe ich dann doch auch mal den Touri raushängen lassen. An folgenden Orten war ich bereits: Chelsea Market, High Line Park, Vessel & Hudson Yards, Empire State Building, Flatiron Building, Times Square, Broadway, 5th Avenue . . . many more to come!

Wie anfangs bereits gesagt, ist es momentan alles noch nicht greifbar. Alles live zu sehen ist überwältigend und unglaublich beeindruckend! Die Zeit das Ganze zu verarbeiten hat man allerdings (leider) nicht, weil tag täglich neue, unvergessliche Ereignisse dazukommen. Jetzt heißt es erstmal langes Wochenende, da Montag nationaler Feiertag (Labour Day) ist. Das bedeutet genug Zeit, um die Stadt weiter zu erkunden. Am Dienstag geht dann der erste Schultag los.

See you next week,

Tim

PS. Ihr könnt gerne im Kommentarfeld Fragen, Kommentare oder sonst was schreiben – ich würde mich freuen! :-)