Berichte von 12/2022

The End of New York City

Montag, 19.12.2022

Meine Zeit in New York City neigt sich leider schon wieder dem Ende zu. In weniger als 7 Stunden geht es zurück und meine 3,5 Monate in der Stadt sind vorbei. Verrückt!
Man hat sich monatelang auf eine weitere Zeit im Ausland gefreut, man hat sich monatelang mit Wohnung, Visum und sämtlichen Unterlagen rumgeschlagen müssen und man konnte es monatelang kaum erwarten in NEW YORK CITY zu wohnen, zu leben und zu arbeiten….

… ja und nun… ist es schon wieder vorbei. Traurig & Schade. Wie immer ging es zu schnell vorbei.

Um es allerdings präziser auszudrücken… es geht ein absoluter Film zu Ende und ich genieße gerade noch die letzten Züge des Abspanns. Dass, was ich in dieser eigentlich sehr kurzen Zeit alles gesehen, erlebt, gemacht und erfahren habe, kann man wirklich nicht in Worte fassen. Es war schlicht unglaublich. Es war phänomenal und unbeschreiblich. Es war der Hammer. Ich habe nichts ausgelassen, ich habe alles mitgenommen und eine weltklasse Zeit gehabt.
Ich bin unglaublich dankbar für jede einzelne Erfahrung, bin froh den Schritt nach Amerika und New York City gewagt zu haben und werde später beim Start des Flugzeugs mit einem riesigen Strahlen im Gesicht aus dem Fenster schauen und mir selbst sagen können, dass ich es absolut gerockt habe.
Am Ende war es jedoch nochmal ein absoluter Überfluss an Impressionen. Es war viel zu viel. Ich bin an meine Grenze gekommen. Ich bin müde und erschöpft. Ich wollte nochmal (wie eigentlich durchgehend in all den Monaten) alles mitnehmen, zu allem YES sagen nichts verpassen. Ich war rund um die Uhr unterwegs und auf den Beiden….
The City that never sleeps? Es war eher: Tim who never sleeps.

In den letzten zwei/ drei Wochen stand jeden einzelnen Tag etwas auf der Agenda. Schule, Babysitten, Nachhilfe, NBA und NHL-Spiele, Weihnachtsfeiern, Thanksgiving, Friendsgiving, WM-Spiele in Bars, Theatervorstellungen, Karaoke Party, Ugly Sweater Brunch, Empire State Building, Broadway Show… ich kann mich noch nicht mal mehr an alles erinnern ohne in meine Fotos zu schauen.
Beschweren will ich mich allerdings keineswegs. Auch wenn es ziemlich anstrengend war, ist es ein absoluter Freizeitstress gewesen und der ist glaube ich der Entspannteste. Trotzdem freue ich mich nun auf hoffentlich etwas ruhigere und erholsamere Tage.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit sehr gemischten Gefühlen wieder nach Hause zurückkehren werde. Auf der einen Seite freue ich mich selbstverständlich auf alle Freunde, Familie und die Zeit in Deutschland, aber auf der anderen Seite lasse ich einen riesigen Teil hier in der Stadt zurück. Einen aufgebauten Freundeskreis, Schüler*innen und Kollegin*innen in der Schule, die ich sehr liebgewonnen habe, tolle Nachbarn, super Praktikant*innen, meine Babysitter-Familie, meine Nachhilfe-Kids….  und noch viele mehr! 

Es war definitiv eine andere Erfahrung als meine bisherigen Auslandserfahrungen in Australien & Neuseeland oder in Riga. Diesmal hat es sich viel mehr wie zu Hause angefühlt. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich NYC mal als mein zweites zu Hause ansehen würde, aber es hat sich nun mal in den letzten Wochen so angefühlt. 
Ich habe mir ein echtes Netzwerk aufgebaut, ich habe mich in allen Kreisen pudelwohl gefühlt, wurde akzeptiert und geschätzt, habe mir meine Wohnung in meinem Stil eingerichtet und mir einen Namen in der Stadt gemacht. In der Schule erhielte ich zum Abschied neben all den netten Worten einen Pulli aus meiner Brooklyn Neighborhood sowie einen signierten Fußball von meiner 6. Klasse. Sie wollten mich gar nicht gehen lassen und wollten es nicht verstehen, dass ich nach den Ferien nicht mehr da bin. Als kleines return gift habe ich ihnen noch ein After-Movie von unserer Klassenfahrt in Upstate New York zusammengeschnitten auf der Leinwand im Klassenraum präsentiert. On top oft hat, habe ich das Angebot der Schule erhalten jederzeit wiederzukommen und gar als Lehrer anzufangen. Crazy. Es war in gewisser Weise mein Ziel mich möglichst gut an der Schule zu verkaufen, aber damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Umso schöner ist es natürlich!
Ein weiteres Zitat einer Lehrerin bleibt auf jeden Fall auch in Erinnerung: „You have been killing it“.


Außerdem habe ich mich mit meiner Babysitter Family und den beiden Mädels über all die Wochen und Monaten bestens verstanden. Ich habe super gerne mit ihnen Zeit verbracht und auf sie aufgepasst. Ich wurde bestens aufgenommen und habe mich wiederum pudelwohl gefühlt. Das Plätzchen-Backen sowie die Einladung zu einem Abendessen waren der perfekte Abschluss – ein wunderschöner Nachmittag und Abend – Danke Debby und Stephan! Auf das Angebot des Gästezimmers werde ich definitiv zurückkommen!
Auch in meiner Wohnung habe ich mich pudelwohl gefühlt. Es war ein Rückzugsort von all dem Trubel, den ich mir wunderschön eingerichtet habe und als meins angesehen habe. Auch wenn ich mit meinem Mitbewohner so gut wie kaum was gemacht habe, werde ich auch ihn vermissen. Es war eine klassische Zwecks-WG, wo man sich die Miete teilt, sein Ding macht, aber selten etwas zusammen macht. Trotzdem haben wir uns super verstanden und uns einander angeboten, dass wir den jeweils anderen besuchen wollen. LA ist glaube ich keine schlechte Adresse für zukünftige Reisen. Take care Miles.

Selbst meine Nachbarn unten im Haus haben mich über all die Wochen supernett behandelt und es war eine extrem positive Erfahrung Teil eines farbigen Haushalts zu sein. Tag täglich hat man sich kurz unterhalten, sich füreinander interessiert und einen schönen Tag gewünscht. Ihr ständiges, temperamentvolles „Angeschreie“ aus dem Erdgeschoss werde ich auch vermissen. Sehr geschätzt habe ich Momente mit der taubstummen Person unter mir. Auch wenn wir uns kein bisschen verstehen und unterhalten konnten, half ich ihm einen Nachmittag die gesamte Weihnachts-Dekoration vor dem Haus anzubringen. Selbst ohne Kommunikation hatten wir sehr wir Spaß daran den Vorgarten wunderschön weihnachtlich zu schmücken - 790 Jefferson Avenue, Bed-Stuyvesant, Brooklyn, NYC <3

New York City ist mit keiner Stadt zu vergleichen, die ich jemals bereist oder wo ich gelebt habe. Dass, was tag täglich auf den Straßen, in den Bahnen oder Gebäuden abgeht, muss man einfach live gesehen haben. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber man sieht Dinge, die schlicht unvorstellbar sind: Tanzende Asiaten im Park, Schwert- oder Faustkämpfe auf der Straße, Leute mit Auberginenkostümen oder Mikrowellen auf dem Kopf in der Subway, Anzugträger, die sich im nächsten Smoke-Shop erstmal mit Gras eindecken, Taxifahrten zum Supermarkt, angesprayte oder kostumierte Hunde oder Hupkonzerte auf den Straßen……… es passiert so viel……… 

 ….. Ich könnte gefühlt ein ganzes Buch schreiben über all die Eindrücke und Erlebnisse in der Stadt, aber wie ihr sicherlich mitbekommen habt, komme ich noch nicht mal dazu wöchentlich einen Blogeintrag fertigzustellen. I`m sorry. Vielleicht und hoffentlich ändert sich das bald wieder in einem ruhigeren Lifestyle.
Wie ich bereits in einem meiner ersten Einträge beschrieben habe, kann die Stadt einem extrem viel Energie geben, aber zugleich verlangt sich auch unglaublich viel von einem ab und entzieht einem die restliche Power. Es war ein kranker Lifestyle…. Man kann es nicht anders ausdrücken. Ein krank-geiler Lifestyle aber auch.

Nach 3,5 Monaten, 9 bereisten US-Bundesstaaten, Trips nach Miami (+Key West), Washington, Philadelphia, zwei unbeschreiblichen Fahrradtrips quer durchs Land und einer storyreifen Verfilmung hier in NYC kehre ich zurück nach Deutschland……

….. für nicht einmal 1,5 Tage. Meine Reise geht weiter, meine Travel-Addiction lässt nicht nach. Verrückt, nicht normal, aber genau meins. Next stops: Germany / Vietnam.

Merry Christmas everyone and Happy Holidays.

New York, it has been an absolute pleasure. Thank you and see u soon.

Tim

Key West

Freitag, 02.12.2022

Als kleiner Nachtrag zu meiner Florida-Reise vor zwei Wochen würde ich gerne noch meinen Tagestrip zu den Keys näher beschreiben, weil ich selbst auf diesem Roadtrip unzählige, unvergesslichen Eindrücke sammeln konnte. Es hat sich angefühlt wie der wasch echte American Dream!


An einem der Tage in Miami buchte ich mir mit den anderen Praktikant*innen über die App Turo einen Leihwagen. Turo wurde uns von mehreren bereits in New York empfohlen und funktioniert im Prinzip wie Airbnb mit Unterkünften, nur halt mit Autos. Privatpersonen stellen ihre Autos für gewisse Zeiträume zur Verfügung.

Da es keine allzu große Preisspanne zwischen allen Autos war und wir uns den Preis eh geteilt haben, mieteten wir uns also nicht irgendein Auto, sondern einen 4x4 Offroad-Jeep.
Da ich der Einzige über 25 und mit internationalem Führerschein von uns vier war, durfte ich den Roadtrip glücklicherweise auch durchgehend lenken. Das Ziel waren die bekannten Keys in Florida und ihrem südlichsten Punkt Key West. Es ist tatsächlich nicht nur der südlichste Punkt der Keys, sondern auch des gesamten Festlandes Amerikas!
Auch wenn der Weg zwischen drei bis vier Stunden one way war, hat sich jede Meile für mich wie ein Traum angefühlt. Mit so einem Auto quer durch Amerika, am Everglades National Park vorbei und auf der ewig langen, mitten im Ozean gelegenen Straße, zu fahren war unbeschreiblich schön. Auch in Momenten als alle anderen die Augen zumachten, grinste ich über beide Ohren.
Es ist schwer in Worte zu fassen, aber es war lediglich eine Straße mit dem Atlantischen Ozean zur Linken, dem Golf von Mexiko zur Rechten und mir, meinem Sommerhut, in der Mitte. Es war verrückt.
Key West ist ziemlich überlaufen gewesen, da es ein sehr begehrter Urlaubsort vieler Amerikaner ist. Dennoch ein süßes, kleines Städtchen mit vielen Cafés, Restaurants und einer schön angelegten Strandpromenade. Nach kurzem Stopp am südlichsten Punkt, machten wir uns weiter auf dem Weg zum Smathers Beach. 30 Grad, blaues Wasser, Jetski und Katamarane auf dem Wasser und ich unter der Kokosnuss-Palme am Strand. Nach einigen kreativen Ideen schafften wir es sogar eine Kokosnuss von einer Palme zu holen und sie aufzuschlagen. Die Milch war tatsächlich sehr lecker, aber das Fleisch noch nicht reif.
Wir verbrachten den Nachmittag in einer Seelenruhe mit Beachvolleyball sowie einigen Siestas und Cervezas.
Es war schlicht traumhaft schön und fühlte sich wie in der Karibik an! Wenn man auf Google-Maps mal nachschaut, wo Key West überhaupt liegt, sieht man, dass die Bahamas, Kuba, Jamaica und Mexiko nicht weit weg sind. Eine Woche zuvor noch in der Millionenmetrople New York in der stinkenden und überfüllten Subway auf dem Weg zur Schule und jetzt an einem Traumstrand in der "Karibik". Es war irgendwie paradox, aber schön zugleich.
Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang am Horizont und Pad-Thai im Magen machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Miami…….. aber dann!
Auf dem Rückweg passierte das Undenkbare. Wir waren auf einer der längsten Brücken der Welt, der Seven Mile Bridge, und ein Teil unseres Daches löste sich. Es hätte im Atlantischen Ozean diesmal zur Rechten oder im Golf von Mexiko zur Linken landen können, aber geistesgegenwärtig griff mein Beifahrer Rene instinktiv nach oben und bekam das Dach irgendwie noch gegriffen. Mit Schritttempo und Warnblinker mussten wir noch weitere 15 Minuten auf der Brücke weiterfahren, bis wir auf einem größeren Strandstreifen halten konnten. Anscheinend hatten wir es nach den stundenlangen Cabrio-Fahrten im Nachmittag nicht vernünftig wieder montiert… Glück im Unglück. Im Nachhinein ist es recht witzig zu erzählen.

What a beautifual day.