The End of New York City

Montag, 19.12.2022

Meine Zeit in New York City neigt sich leider schon wieder dem Ende zu. In weniger als 7 Stunden geht es zurück und meine 3,5 Monate in der Stadt sind vorbei. Verrückt!
Man hat sich monatelang auf eine weitere Zeit im Ausland gefreut, man hat sich monatelang mit Wohnung, Visum und sämtlichen Unterlagen rumgeschlagen müssen und man konnte es monatelang kaum erwarten in NEW YORK CITY zu wohnen, zu leben und zu arbeiten….

… ja und nun… ist es schon wieder vorbei. Traurig & Schade. Wie immer ging es zu schnell vorbei.

Um es allerdings präziser auszudrücken… es geht ein absoluter Film zu Ende und ich genieße gerade noch die letzten Züge des Abspanns. Dass, was ich in dieser eigentlich sehr kurzen Zeit alles gesehen, erlebt, gemacht und erfahren habe, kann man wirklich nicht in Worte fassen. Es war schlicht unglaublich. Es war phänomenal und unbeschreiblich. Es war der Hammer. Ich habe nichts ausgelassen, ich habe alles mitgenommen und eine weltklasse Zeit gehabt.
Ich bin unglaublich dankbar für jede einzelne Erfahrung, bin froh den Schritt nach Amerika und New York City gewagt zu haben und werde später beim Start des Flugzeugs mit einem riesigen Strahlen im Gesicht aus dem Fenster schauen und mir selbst sagen können, dass ich es absolut gerockt habe.
Am Ende war es jedoch nochmal ein absoluter Überfluss an Impressionen. Es war viel zu viel. Ich bin an meine Grenze gekommen. Ich bin müde und erschöpft. Ich wollte nochmal (wie eigentlich durchgehend in all den Monaten) alles mitnehmen, zu allem YES sagen nichts verpassen. Ich war rund um die Uhr unterwegs und auf den Beiden….
The City that never sleeps? Es war eher: Tim who never sleeps.

In den letzten zwei/ drei Wochen stand jeden einzelnen Tag etwas auf der Agenda. Schule, Babysitten, Nachhilfe, NBA und NHL-Spiele, Weihnachtsfeiern, Thanksgiving, Friendsgiving, WM-Spiele in Bars, Theatervorstellungen, Karaoke Party, Ugly Sweater Brunch, Empire State Building, Broadway Show… ich kann mich noch nicht mal mehr an alles erinnern ohne in meine Fotos zu schauen.
Beschweren will ich mich allerdings keineswegs. Auch wenn es ziemlich anstrengend war, ist es ein absoluter Freizeitstress gewesen und der ist glaube ich der Entspannteste. Trotzdem freue ich mich nun auf hoffentlich etwas ruhigere und erholsamere Tage.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit sehr gemischten Gefühlen wieder nach Hause zurückkehren werde. Auf der einen Seite freue ich mich selbstverständlich auf alle Freunde, Familie und die Zeit in Deutschland, aber auf der anderen Seite lasse ich einen riesigen Teil hier in der Stadt zurück. Einen aufgebauten Freundeskreis, Schüler*innen und Kollegin*innen in der Schule, die ich sehr liebgewonnen habe, tolle Nachbarn, super Praktikant*innen, meine Babysitter-Familie, meine Nachhilfe-Kids….  und noch viele mehr! 

Es war definitiv eine andere Erfahrung als meine bisherigen Auslandserfahrungen in Australien & Neuseeland oder in Riga. Diesmal hat es sich viel mehr wie zu Hause angefühlt. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich NYC mal als mein zweites zu Hause ansehen würde, aber es hat sich nun mal in den letzten Wochen so angefühlt. 
Ich habe mir ein echtes Netzwerk aufgebaut, ich habe mich in allen Kreisen pudelwohl gefühlt, wurde akzeptiert und geschätzt, habe mir meine Wohnung in meinem Stil eingerichtet und mir einen Namen in der Stadt gemacht. In der Schule erhielte ich zum Abschied neben all den netten Worten einen Pulli aus meiner Brooklyn Neighborhood sowie einen signierten Fußball von meiner 6. Klasse. Sie wollten mich gar nicht gehen lassen und wollten es nicht verstehen, dass ich nach den Ferien nicht mehr da bin. Als kleines return gift habe ich ihnen noch ein After-Movie von unserer Klassenfahrt in Upstate New York zusammengeschnitten auf der Leinwand im Klassenraum präsentiert. On top oft hat, habe ich das Angebot der Schule erhalten jederzeit wiederzukommen und gar als Lehrer anzufangen. Crazy. Es war in gewisser Weise mein Ziel mich möglichst gut an der Schule zu verkaufen, aber damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Umso schöner ist es natürlich!
Ein weiteres Zitat einer Lehrerin bleibt auf jeden Fall auch in Erinnerung: „You have been killing it“.


Außerdem habe ich mich mit meiner Babysitter Family und den beiden Mädels über all die Wochen und Monaten bestens verstanden. Ich habe super gerne mit ihnen Zeit verbracht und auf sie aufgepasst. Ich wurde bestens aufgenommen und habe mich wiederum pudelwohl gefühlt. Das Plätzchen-Backen sowie die Einladung zu einem Abendessen waren der perfekte Abschluss – ein wunderschöner Nachmittag und Abend – Danke Debby und Stephan! Auf das Angebot des Gästezimmers werde ich definitiv zurückkommen!
Auch in meiner Wohnung habe ich mich pudelwohl gefühlt. Es war ein Rückzugsort von all dem Trubel, den ich mir wunderschön eingerichtet habe und als meins angesehen habe. Auch wenn ich mit meinem Mitbewohner so gut wie kaum was gemacht habe, werde ich auch ihn vermissen. Es war eine klassische Zwecks-WG, wo man sich die Miete teilt, sein Ding macht, aber selten etwas zusammen macht. Trotzdem haben wir uns super verstanden und uns einander angeboten, dass wir den jeweils anderen besuchen wollen. LA ist glaube ich keine schlechte Adresse für zukünftige Reisen. Take care Miles.

Selbst meine Nachbarn unten im Haus haben mich über all die Wochen supernett behandelt und es war eine extrem positive Erfahrung Teil eines farbigen Haushalts zu sein. Tag täglich hat man sich kurz unterhalten, sich füreinander interessiert und einen schönen Tag gewünscht. Ihr ständiges, temperamentvolles „Angeschreie“ aus dem Erdgeschoss werde ich auch vermissen. Sehr geschätzt habe ich Momente mit der taubstummen Person unter mir. Auch wenn wir uns kein bisschen verstehen und unterhalten konnten, half ich ihm einen Nachmittag die gesamte Weihnachts-Dekoration vor dem Haus anzubringen. Selbst ohne Kommunikation hatten wir sehr wir Spaß daran den Vorgarten wunderschön weihnachtlich zu schmücken - 790 Jefferson Avenue, Bed-Stuyvesant, Brooklyn, NYC <3

New York City ist mit keiner Stadt zu vergleichen, die ich jemals bereist oder wo ich gelebt habe. Dass, was tag täglich auf den Straßen, in den Bahnen oder Gebäuden abgeht, muss man einfach live gesehen haben. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber man sieht Dinge, die schlicht unvorstellbar sind: Tanzende Asiaten im Park, Schwert- oder Faustkämpfe auf der Straße, Leute mit Auberginenkostümen oder Mikrowellen auf dem Kopf in der Subway, Anzugträger, die sich im nächsten Smoke-Shop erstmal mit Gras eindecken, Taxifahrten zum Supermarkt, angesprayte oder kostumierte Hunde oder Hupkonzerte auf den Straßen……… es passiert so viel……… 

 ….. Ich könnte gefühlt ein ganzes Buch schreiben über all die Eindrücke und Erlebnisse in der Stadt, aber wie ihr sicherlich mitbekommen habt, komme ich noch nicht mal dazu wöchentlich einen Blogeintrag fertigzustellen. I`m sorry. Vielleicht und hoffentlich ändert sich das bald wieder in einem ruhigeren Lifestyle.
Wie ich bereits in einem meiner ersten Einträge beschrieben habe, kann die Stadt einem extrem viel Energie geben, aber zugleich verlangt sich auch unglaublich viel von einem ab und entzieht einem die restliche Power. Es war ein kranker Lifestyle…. Man kann es nicht anders ausdrücken. Ein krank-geiler Lifestyle aber auch.

Nach 3,5 Monaten, 9 bereisten US-Bundesstaaten, Trips nach Miami (+Key West), Washington, Philadelphia, zwei unbeschreiblichen Fahrradtrips quer durchs Land und einer storyreifen Verfilmung hier in NYC kehre ich zurück nach Deutschland……

….. für nicht einmal 1,5 Tage. Meine Reise geht weiter, meine Travel-Addiction lässt nicht nach. Verrückt, nicht normal, aber genau meins. Next stops: Germany / Vietnam.

Merry Christmas everyone and Happy Holidays.

New York, it has been an absolute pleasure. Thank you and see u soon.

Tim

Key West

Freitag, 02.12.2022

Als kleiner Nachtrag zu meiner Florida-Reise vor zwei Wochen würde ich gerne noch meinen Tagestrip zu den Keys näher beschreiben, weil ich selbst auf diesem Roadtrip unzählige, unvergesslichen Eindrücke sammeln konnte. Es hat sich angefühlt wie der wasch echte American Dream!


An einem der Tage in Miami buchte ich mir mit den anderen Praktikant*innen über die App Turo einen Leihwagen. Turo wurde uns von mehreren bereits in New York empfohlen und funktioniert im Prinzip wie Airbnb mit Unterkünften, nur halt mit Autos. Privatpersonen stellen ihre Autos für gewisse Zeiträume zur Verfügung.

Da es keine allzu große Preisspanne zwischen allen Autos war und wir uns den Preis eh geteilt haben, mieteten wir uns also nicht irgendein Auto, sondern einen 4x4 Offroad-Jeep.
Da ich der Einzige über 25 und mit internationalem Führerschein von uns vier war, durfte ich den Roadtrip glücklicherweise auch durchgehend lenken. Das Ziel waren die bekannten Keys in Florida und ihrem südlichsten Punkt Key West. Es ist tatsächlich nicht nur der südlichste Punkt der Keys, sondern auch des gesamten Festlandes Amerikas!
Auch wenn der Weg zwischen drei bis vier Stunden one way war, hat sich jede Meile für mich wie ein Traum angefühlt. Mit so einem Auto quer durch Amerika, am Everglades National Park vorbei und auf der ewig langen, mitten im Ozean gelegenen Straße, zu fahren war unbeschreiblich schön. Auch in Momenten als alle anderen die Augen zumachten, grinste ich über beide Ohren.
Es ist schwer in Worte zu fassen, aber es war lediglich eine Straße mit dem Atlantischen Ozean zur Linken, dem Golf von Mexiko zur Rechten und mir, meinem Sommerhut, in der Mitte. Es war verrückt.
Key West ist ziemlich überlaufen gewesen, da es ein sehr begehrter Urlaubsort vieler Amerikaner ist. Dennoch ein süßes, kleines Städtchen mit vielen Cafés, Restaurants und einer schön angelegten Strandpromenade. Nach kurzem Stopp am südlichsten Punkt, machten wir uns weiter auf dem Weg zum Smathers Beach. 30 Grad, blaues Wasser, Jetski und Katamarane auf dem Wasser und ich unter der Kokosnuss-Palme am Strand. Nach einigen kreativen Ideen schafften wir es sogar eine Kokosnuss von einer Palme zu holen und sie aufzuschlagen. Die Milch war tatsächlich sehr lecker, aber das Fleisch noch nicht reif.
Wir verbrachten den Nachmittag in einer Seelenruhe mit Beachvolleyball sowie einigen Siestas und Cervezas.
Es war schlicht traumhaft schön und fühlte sich wie in der Karibik an! Wenn man auf Google-Maps mal nachschaut, wo Key West überhaupt liegt, sieht man, dass die Bahamas, Kuba, Jamaica und Mexiko nicht weit weg sind. Eine Woche zuvor noch in der Millionenmetrople New York in der stinkenden und überfüllten Subway auf dem Weg zur Schule und jetzt an einem Traumstrand in der "Karibik". Es war irgendwie paradox, aber schön zugleich.
Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang am Horizont und Pad-Thai im Magen machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Miami…….. aber dann!
Auf dem Rückweg passierte das Undenkbare. Wir waren auf einer der längsten Brücken der Welt, der Seven Mile Bridge, und ein Teil unseres Daches löste sich. Es hätte im Atlantischen Ozean diesmal zur Rechten oder im Golf von Mexiko zur Linken landen können, aber geistesgegenwärtig griff mein Beifahrer Rene instinktiv nach oben und bekam das Dach irgendwie noch gegriffen. Mit Schritttempo und Warnblinker mussten wir noch weitere 15 Minuten auf der Brücke weiterfahren, bis wir auf einem größeren Strandstreifen halten konnten. Anscheinend hatten wir es nach den stundenlangen Cabrio-Fahrten im Nachmittag nicht vernünftig wieder montiert… Glück im Unglück. Im Nachhinein ist es recht witzig zu erzählen.

What a beautifual day.

Gino Cantoro

Montag, 28.11.2022

Vor eineinhalb Wochen hat mich auch hier in New York die Nachricht erreicht, dass Gino von uns gegangen ist... Ich habe drüber nachgedacht, ob ich einen Eintrag dazu schreibe oder nicht, mich aber letztendlich dafür entschieden. Es ist nun mal leider traurigerweise während meiner Zeit hier passiert und das möchte ich nicht umgehen. Von daher ist es neben all den Einträgen der letzten Wochen diesmal ein Trauriger und Emotionaler.

Die Nachricht über den Tod von Gino hat mich ziemlich getroffen und mitgenommen. Über eine Stunde saß ich wie paralysiert in meinem Bett… die Welt ist stehengeblieben. Mir liefen die Tränen die Wangen herunter, ich starrte die Wand an und verspürte eine nie zuvor erlebte Leere. Fotos von ihm zu sehen, die traurige Stimme meiner Oma zu hören und es nicht wahrhaben zu wollen, war alles andere als schön.

Wir wussten leider alle, dass es nicht gut um Gino steht... Nachdem Anna-Lena‘s Oma leider auch vor wenigen Wochen von uns gegangen ist, habe ich mir versprochen, sollte auch er während meiner Zeit im Ausland von uns gehen, ich mir einen Abend nehme, den ich nur ihm widme. Traurigerweise ist es so tatsächlich eingetreten…

Nachdem ich den paralysierten Zustand überwunden hatte, schnappte ich mir meine Sachen, zog mich warm an und fuhr an „meinen Spot“ in der Stadt. Ein kleiner, schmaler und abgelegener Steg am Flussufer des East-Rivers, an den ich bereits mehrere Male gekommen bin, um Blog-Einträge oder meine Gedanken aufzuschreiben.

Auf halbem Wege fing meine italienische Trauertour mit einem klassischen Pizzastück an. Selbst in der Pizzeria überkamen mich die Emotionen und ich musste versuchen meine Tränen zu unterdrücken. Am Steg angekommen und ausgestattet mit einem italienischen Bier, einem italienischen Pizzastück und einer Kerze fing mein Gedenken erst so richtig an.

Ich habe mir bewusst die Zeit genommen, um an ihn zu denken, ihm ganz nah zu sein und vor allem ihm zu danken für das, was er für mich und die gesamte Familie getan hat <3

Während diesen Momenten ist mir nochmals mehr bewusst geworden, was für ein besonderer Mensch er in meinem Leben war. Er ist ein großer Teil meines Lebens gewesen und wird es immer sein, er war immer für mich da, wollte immer nur das Beste für mich, hat sich immer für mich interessiert und hat alles für sein Umfeld getan - dafür bin ich ihm unglaublich dankbar! Es mag verrückt klingen, aber während ich dort saß, geweint habe, in den Himmel New Yorks geschaut habe schrie ich lautstark in die Lüfte: „Danke für alles, was du für mich getan hast Gino, du bist der Beste!“

Ich war glücklich. Ich war am Strahlen. Ich verspürte innerliche Freude. Es war so schön.

Symbolisch habe ich am Ende meine Kerze ausgepustet. In der Sekunde, in der das Licht erlosch, fühlte ich mich ihm wiederum so unglaublich nah. Es ist schwer zu beschreiben, was für Gefühle ausgelöst wurden, die ich selbst nicht kannte. Auf dem Weg zurück machte ich noch einen kleinen Stopp im Supermarkt und kaufte mir einen Italienischen „Panettone-Kuchen“ (das traditionelle Weihnachtsgeschenk von Gino) bevor ich in eine Bar für ein weiteres, italienisches Bier einkehrte.

Tags drauf informierte ich die Schule, dass ich gerne den Tag frei bekommen würde. Ich nutzte ihn und fuhr nach Coney Island an den Strand. Auch wenn es bitterkalt und windig war, verbrachte ich einige Stunden bei perfektem Wetter am Strand und genoss es in die Ferne zu schauen. Der Spaziergang an der Promenade entlang half mir weitere Momente mit Gino vor Augen zu führen, die ganze Situation zu verarbeiten bzw. schlicht zu begreifen.

Jeder trauert anders um Verstorbene, aber ich habe es hier auf meine Art und Weise gemacht. Trotz der Entfernung habe ich mich ihm sehr eng verbunden gefühlt, habe ihm die letzte Ehre erwiesen und ihm für alles gedankt, was er jemals für mich getan hat. Selbst an sämtlichen Tagen danach verbrachte ich meine Zeit hier mit unglaublich schönen Erlebnissen und immer wieder kam mir wegen ihm ein Lächeln ins Gesicht.


He was such a loving, caring, charming, kind and beautiful human being! Und genau so wird er für immer einen Platz in meinem Herzen behalten.

Thank you so so much mein italienischer Pizzabäcker!!!

Miami, Florida

Mittwoch, 16.11.2022

Long time no update…...

Die letzten Wochen waren mal wieder sehr ereignisreich und ziemlich vollgepackt. Das Angebot in der Stadt sowie meine Erlebnisse werden nicht weniger und es ist schwer alles auf Papier zu bringen. Auch wenn nicht mehr im wöchentlichen Rhythmus Blogeinträge hochgeladen werden, will ich über die nächsten Wochen oder gar Monate trotzdem so viele `Stories` wie möglich erzählen. Auch die Reihenfolge der Einträge mag ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz stimmen. But let`s jump into today`s story.

Nach einer 2,5-tägigen Klassenfahrt mit der 6. Klasse nach Frost Valley in Upstate New York und einer schlaflosen, kostümierten Halloween-Party ging am nächsten Morgen der Flieger nach Miami. Yes – Florida! In die Sonne, unter die Palmen und vor allem an den Strand. Da die Schule eine Woche Herbstferien hatte, ich die freien Tage für einen größeren Trip nutzen wollte und ich verhältnismäßig günstige Tickets gefunden hatte, konnte ich nicht nein sagen.

Miami hat mich in weniger als einer Woche mehr als überzeugt! Die das ganze Jahr anhaltenden sommerlichen Temperaturen, Traumstrände mit unzähligen Kokosnuss-Palmen direkt vor der Haustür gepaart mit einer Wolkenkratzer-Fassade am Ufer in Downtown sind sehr, sehr beeindruckend.
Für die ersten beiden Tage buchte ich mir allein ein Hostel in Miami Beach, einer kilometerlangen, künstlich angelegten Insel, die abseits vom Festland und Miami Stadt liegt. Die restlichen Tage verbrachte ich auch in Miami Beach, jedoch in einem Airbnb mit drei nachgeflogenen Praktikanten. Die Lage war nicht zu toppen, da es in einer Parallelstraße des weltbekannten Ocean Drives lag.
Mit all meinen Hostel-Erfahrungen rund um den Globus konnte man diese beiden Nächte allerdings kaum vergleichen. Kaum eine Person sprach Englisch, da generell ganz Miami spanisch angehaucht ist, es lag eine sehr anonyme Stimmung in der Luft und das einzige Interesse galt dem Drogenkonsum. Von früh morgens bis spät abends wurde am sehr schönen Pool des Hostels konsumiert. Selbst der Dealer des Hostels schluf im bunk bed direkt unter mir…. Die mexikanisch-südamerikanischen Barone machten sich auf jeden Fall alle Ehre.

Meinen Fahrrad-Wahn hier in den Staaten habe ich natürlich auch in Miami fortgesetzt. Neben vereinzelten kleineren Touren an der Strandpromenade entlang, buchte ich mir über City-Bike auch für 24 Stunden ein Fahrrad. Über eine der vielen Brücken rüber aufs Festland ließ ich die Multimillionen Villen von LeBron James, Shakira oder Jennifer Lopezhinter mir und erreichte meinen ersten Stopp des Tages: Little Havanna. Neben kunterbunten Graffitis, Zigarre-rauchenden Kubanern, tanzenden Opas und Omas auf den Straßen und bei Trompetenmusik habe ich mir ein klassisch kubanisches Essen gegönnt! Es hat definitiv meine Travel-Lust auf Südamerika erweitert.

Weiter ging die Reise durch Vororte Miamis quer durch die Wolkenkratzer Landschaft von Downtown Miami, am Hafen vorbei und über die William M Powell Bridge zum Hobie Island Beach Park. Ein traumhaft schöner, verlassener Strandabschnitt mit türkisfarbenem Wasser und Palmen direkt am Strand. Nach einigen Stunden sonnen, schlafen, planschen und dem Sonnuntergang, machte ich mich auf den Weg zurück.

Weitere Abende verbrachte ich im Sonnenuntergang auf der Slackline, angetrunken und tanzend am Strand oder in einer der vielen Bars des Ocean Drives. Einen Sonnenaufgang nutzte ich sogar auch um ein paar Bahnen zu schwimmen.

Scuba-Diving!! Eins der absoluten Highlights des gesamten Trips war das Tauchen im Neptun Memorial Reef vor der Küste Miamis. Nachdem ich mich an einem der ersten Tage bei Tarpoon Divers für einen Tages-Bootstrip mit zwei Tauchgängen angemeldet hatte, ging es an einem Mittwochmorgen, nachdem ich mit all der nötigen Tauchausrüstung ausgestattet wurde, mit dem Auto zum Hafen Miamis in Downtown. Zusammen mit einer mexikanischen Taucherin, zwei Amerikanern und einem Holländer fuhren wir an all den Megayachten und der Skyline aus dem Hafen hinaus, an Fishers Island (Americas richest Zip-Code) und Miami Beach vorbei aufs offene Meer des Atlantischen Ozeans. Allein die Bootstour aus dem Hafen war ziemlich beeindruckend, weil der Blick vom Wasser auf die Skyline sowie eine der unzähligen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, ziemlich überwältigend war! Nach einigen vorbeispringenden Delfinen erreichten war nach einer guten halben Stunde den ersten Tauchspot – ein unter Wasser künstlich angelegter Friedhof! Für rund 20.000-30.000$ können sich Einwohner Miamis ihre Namen dort eingravieren lassen.
Es war definitiv einer der aufregendsten Tauchgänge, die ich bisher hatte. Zum einen, weil es der Erste ohne einen Guide war, aber zum anderen auch, weil das Erkunden dieses Fleckes der Erde unbeschreiblich war. Neben Schwärmen von Barrakudas, Muränen, riesigen Feuerquallen und einer kunterbunten Fischvielfalt durch die „Ruinen“ des Riffs und an den Löwen zu tauchen, war schlicht verrückt.
Es war eine unglaubliche Erfahrung, Danke Brudi fürs Geschenk <3

Nach unserem Tagestrip in den Keys (nächster Eintrag) kamen wir eigentlich ziemlich erschöpft nachts um 12 wieder in Miami Beach an. Bis dato waren wir allerdings noch nicht klassisch feiern. Hieß uns blieb nichts anderes übrig als uns zu sehr später Stunde noch aufzuraffen, ein paar Bier zu trinken und in den nächsten Club zu gehen. 20$ Eintritt und 12$ für ein Corona Bier hielten Rene und mich nicht davon ab in einer sehr südamerikanisch angehauchten Disco die Nacht zum Tage zu machen. Es war leider nicht unsere Musik, da wir vergeblich auf englische Songs warteten, aber allein die Gäste zu beobachten, war ziemlich interessant. Zigarre-rauchende Kubaner, mit Schampus rumspritzende Superreiche oder jede Art Geschlechts rummachende Menschen war verrückt!

Nach nicht einmal vier Stunden Schlaf mussten wir am nächsten Morgen bereits unsere Sachen packen, aus dem Airbnb auschecken und zum Touri-Treffpunkt für eine geführte Tour in den weltbekannten Everglades National Park. Mit dem Bus und mehreren zur Identifikation fungierenden Stickern auf der Brust, wurden wir zum Rande des Nationalparks kutschiert. Vor Ort hätten wir Krokodilfleisch probieren können, aber unsere Mägen hätten sich danach noch mehr gedreht. Nach recht langer Warteschlange durften wir schließlich auch in unser Airboat einsteigen. Die halbstündige Tour über die Sumpflandschaft der Everglades war spektakulär – mit einem Affenzahn, und einer fast unerträglichen Lautstärke der rotierenden Motorblätter, heizte unser Guide uns über die Gewässer. Im Gegenzug zum anfänglichen Hagel und Regel, waren die Oropacks ziemlich hilfreich.

Es besteht keine Garantie freilebende Krokodile in einem Millionen Quadratmeter-großen Gebiet zu sichten, aber wir waren lucky! Zwei Krokodile konnte ich aus unmittelbarer Nähe bestaunen – es war ziemlich beeindruckend sie aus dem Wasser schauend und durch den Sumpf schwimmend zu beobachten. Trotz Kater ein Erlebnis für sich und ein weiterer Haken auf meiner Bucket List.

Nach einer zweistündigen Busfahrt ging es am Abend vonm Fort Lauderdale/ Hollywood Airport wieder zurück nach New York. Miami, thank you.

PS:

- Einfach mal Bilder vom Neptun Memorial Reef bei Google aufrufen!

https://nmreef.com/photo-gallery/ 

https://www.tarpoonlagoon.com 

https://www.hostelworld.com/st/hostels/p/67099/freehand-miami/ 

 

Live-Shows - Poolparty - Yankees

Montag, 24.10.2022

Bevor es in Vergessenheit gerät, will ich diesen Eintrag noch den Live-Shows, dem Baseballspiel der New York Yankees und meiner typisch-amerikanischen Poolparty in Up-State New York widmen.

Über mehrere Ecken bin ich auf die Seite 1ioata (siehe Link) geraten, die landesweit Tickets für Live-Events, Konzerte und TV-Reportagen verlost und mit etwas Glück habe ich Tickets für John Stewart, Jimmy Kimmel und Trevor Noah gewonnen! Dem ein oder anderen sagen die Namen vielleicht nichts, aber hier im Lande sind es Berühmtheiten. Sie sind daher die ersten famous people, denen ich in der Stadt begegnet bin! John Stewart sowie sein Nachfolger Trevor Noah sind TV-Hosts in der sehr bekannten „The Daily Show“ in welcher aktuelle Themen, Konflikte und Ereignisse satirisch dargestellt werden. Jimmy Kimmel hingegen ist ein klassischer Comedian, der sich durch seinen einzigartigen Humor im Land berühmt gemacht hat. Da er sein Studio in L.A. hat und jährlich nur einmal für eine Woche in NYC ist, mietete er sich das Theaterhaus der Brooklyn Academy of Music – ein sehr beeindruckendes Gebäude! Bei allen drei Shows galt strenges Handy-und Fotoverbot, da man kein Klingeln oder Vibrieren im Hintergrund von Liveshows gebrauchen kann. Bei John Stewart wurde mir sogar das Handy abgenommen. Dennoch schaffte es eine Frau einige Reihen hinter mir ihr zweites Handy zum Klingeln zu bringen... zur Freude der Security Leute und der gesamten Film-Crew musste diese Szene erneut gespielt/ gedreht werden. Dennoch habe ich es bei beiden anderen Shows geschafft Bilder zu machen und bin dabei zum Glück auch nur einmal fast rausgeworfen worden. Die YouTube Links unten sind Ausschnitte der jeweiligen Shows.

Nach der kurzen Geburtstagsnacht von Hugo und dem Kajak-Fahren auf dem East-River stand am Samstag direkt das nächste Abenteuer an. Von der Grand-Central-Station nahm ich die Northern Line in Richtung Beacon im Norden der Stadt. Ziel war das mitten im Wald abgelegene Haus der Eltern eines Freundes von Hugo. Es wurde mir nicht zu viel versprochen, denn vor Ort erwartete mich ein riesiges Anwesen samt Pool, Feuerstellen und einem sprudelnden Whirlpool. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag und Abend auf der aufblasbaren Ananas im Pool, mit Trinkspielen oder zu späterer Stunde im heißen Whirlpool. Währenddessen hatte ich immer ein Bud-Light-Bier in meinen Händen und genoss die Atmosphäre. Es war ein sehr schöner und besonderer Moment im heißen Hot-Tub zu sitzen, freilebende Truthähne am Waldrand zu beobachten und einen sternenklaren Himmel über sich zu haben, denn den sieht man in der Stadt leider nicht…

Ein wichtiger Fakt noch: Im Bier-Pong bin ich den ganzen Abend ungeschlagen geblieben!

Bestens abgerundet wurde der Abend noch durch ein von den Eltern zubereitetes klassisches amerikanisches Dinner. Es gab Steak-Sandwiches mit Käse- und Bohnensoße, Mac`n Cheese und Apple-Cinnemon-Rolls zum Nachtisch.
Mit beiden Elternteilen habe ich mich auch bestens verstanden. Der Vater erzählte mir von seiner Zeit bei Bayer in Leverkusen sowie seinen Oktoberfest Abstürzen und schenkte mir sogar vier Brats (Bratwürstchen), die er noch eingefroren hatte. Mit der Mutter unterhielt ich mich auch lange über finanzielle sowie politische Probleme des Landes. Sie mochte mich so sehr, dass sie mehrfach davon sprach, dass ihre Tochter doch noch single sei. Nettes Angebot, aber das habe ich dankend abgelehnt! Dennoch tanzte ich am Ende des Abends noch eine ganze Weile mit ihr ums Feuer bei 80er Hits!

Nach einer klassischen Sleepover-Party machten wir uns am nächsten Morgen nach einer Stärkung durch die leftovers wieder auf den Rückweg in die Stadt. Es war ein unvergesslicher Abend, der rundum perfekt war!

… ich hätte Ruhe an diesem Sonntag gebrauchen können, aber es Stand schon wieder ein absolutes Highlight an! Jens und Flo, meine Kölner Mitbewohner, haben mir zum Abschied Tickets für ein Baseballspiel der weltbekannten New York Yankees geschenkt.
Der Zug aus Beacon fuhr um 1, um 3 war ich wieder an der Grand-Central-Station, um 4 zuhause und eine Stunde später machte ich mich bereits wieder auf den Weg in die BRONX zum Yankee-Stadium.
Die Massen strömten aus allen Richtungen ins Stadion, die Stimmung war ziemlich ausgelassen und die Anspannung ziemlich hoch. Es soll nämlich eins der Spiele der Saison gewesen sein. Wie mein Mitbewohner Miles mir vorher berichtete, sei die Rivalität zwischen der New York Yankees und der Boston Red Sox vergleichbar mit der zwischen Dortmund und Schalke sowie Barcelona und Madrid. Fand ich einen guten Vergleich eines Jungen aus L.A.
Ja… so saß ich in der Abenddämmerung auf der Tribüne des sehr beeindruckenden Yankee Stadiums und schaute mir das Revierderby/ El Classico des Baseballs an. Unwissend wie lange so Spiele tatsächlich gehen und halbwissend was für Regeln es alles gibt, schaute ich mir gespannt das Spektakel an. Nach weniger als einer halben Stunde fing ich mich jedoch bereits an zu langweilen. Im Vergleich zu vielen weiteren Sportarten passiert beim Baseball kaum was. Es gibt viele Spielunterbrechungen und man wartet gespannt und oft vergeblich, dass mal ein Homerun erzielt wird. Nach zwei Stunden Spielzeit musste das Spiel sogar auf Grund eines heftigen Unwetters unterbrochen werden und konnte auch nicht mehr fortgesetzt werden. In diesem Moment war ich allerdings sehr froh, da ich unglaublich müde von beiden Partynächten zuvor war und mir keinen weiteren Hot-Dog für 9$ kaufen wollte… ich war müde, am Verhungern und wollte ins Bett.
Trotzdem war es sehr beeindruckend im Stadion live eine typisch-amerikanische Sportart zu sehen und zu beobachten, wie verrückt die Amis eine Sportart zelebrieren. Danke Boys <3

See you next week,

Tim

 

https://1iota.com

https://www.youtube.com/watch?v=pP9dxjc9RDU (John Stewart)

https://www.youtube.com/watch?v=X45TsIokvAw (Trevor Noah 1)

https://www.youtube.com/watch?v=vdonFAfjzSI (Trevor Noah 2)

https://www.youtube.com/watch?v=sN62d7J1cBI (Jimmy Kimmel 1)

https://www.youtube.com/watch?v=dglZ5ffP8us (Jimmy Kimmel 2)

The City of Opportunity

Freitag, 14.10.2022

The City of Opportunity.

Das Leben sowie die Wochen in New York verstreichen wie im Flug. Tag täglich bin ich von morgens früh bis spät abends auf den Beinen und erlebe, sehe und unternehme unbeschreiblich viel. Es ist kaum in Worte zu fassen, was diese Stadt zu bieten hat, denn sie schwimmt förmlich in einem Überfluss an Angeboten. Jede vorstellbare kulinarische Küche ist vertreten, jede Art von Sport- und Kulturangebot kann gefunden werden und selbst alltägliche Routinen kommen nicht auf, weil sie von neuen Endrücken überspielt werden.

Ich kann nicht einmal zwei aufeinanderfolgende Abende zuhause verbringen, weil das Gefühl aufkommt etwas zu verpassen! In der Jugendsprache nennt man es „FOMO“Fear of missing out. Ich würde behaupten, dass ich daran definitiv erkrankt bin… Ich genieße diesen Lifestyle derzeit in vollen Zügen, aber muss auch eingestehen, dass es auf Dauer super anstrengend wird und auch schlaucht. Dennoch gibt diese Stadt mir weiterhin die Energie nicht aufzuhören, noch mehr Impressionen zu sammeln und alles Vorstellbare mitzunehmen – von daher immer weiter und weiter!

Ja, was ist die letzten Wochen passiert? Der Schulalltag hat sich nach dem chaotischen Start des Schuljahrs beruhigt und ist in einen geregelten Unterricht in Klassenräumen übergegangen. Da das Schulgebäude jedoch immer noch nicht einzugsbereit ist, wird derzeit an drei unterschiedlichen Orten geschult. Die Schüler*innen im Kindergarten bis zur 4. Klasse sind im Prospect Park Zoo, die 5. Klasse im Brooklyn Children`s Museum und die Klassen 6 – 9 im Goethe Institut in Manhattan.

Ich bin montags bis donnerstags im Institut und entlaste die Lehrkräfte bei jeglichen Aufgaben und unterstütze einzelne Schüler*innen individuell bei Bedarf. Freitags darf ich die 5. Klasse im Museum betreuen und selbst den Sportunterricht leiten. Die letzten beiden Wochen habe ich die Gelegenheit genutzt und den Unterricht auf Englisch geleitet. Einen Tag habe ich auch krankheitsbedingt im Zoo aushelfen müssen. Zum Glück war es nur der eine, denn 20 anhängliche Kindergarten Kinder sind ehrlich gesagt nichts für mich. Bei der Seelöwen-Show in der Mittagspause war ich jedoch genauso gespannt wie die ganzen Kiddies. 

Neben meinen 25-30 Schulstunden wöchentlich, habe ich auch angefangen zu Arbeiten! Einige haben sich bestimmt schon gefragt, wie ich mir diese Auslandserfahrung leisten kann in einer der teuersten Städte weltweit. Neben Erspartem musste jedoch noch zusätzlich was vor Ort reinkommen, da das reine Ausgeben von Geld auf Dauer mich psychisch fertig gemacht hätte. Über die Kosten und Preise in New York City werde ich in einem weiteren Eintrag aber nochmal zu sprechen kommen.

Seit drei Wochen babysitte ich zwei deutsche Mädels aus der zweiten und vierten Klasse der GSB und gebe drei weiteren Schüler*innen einmal die Woche Nachhilfe in Deutsch. Es ist allerdings kein klassisches Babysitting, sondern eher ein Bringen & Abholen zu After-School Programmen. Nachdem ich beide aus dem Zoo abgeholt habe, geht es montags mit der Subway quer durch Brooklyn zum Tanzen im Mark Morris Dance Studio und mittwochs zur Brooklyn Music School zum Violinen Unterricht sowie zu Gotham Gymnastics zum Turnen.
Beide Mädels sind superlieb und ich verstehe mich bestens mit ihnen und ihren Eltern! Bilder von ihnen werde ich allerdings nicht hochladen.

Freitags gebe ich zwei weiteren Mädchen der 7. Klasse einer New Yorker Public School Deutsch Nachhilfe. Ziemlich perplex war ich beim ersten Mal als ich bemerkte, dass sie 0,0 Deutsch sprechen und es meine Aufgabe sei ihnen die Sprache von Grund auf beizubringen. Einmal die Woche Nachhilfe zu geben und so eine neue Sprache zu erlernen, ist ziemlich sinnfrei meiner Meinung nach… aber bezahlt werde ich trotzdem. Wir sind bereits nach einer Begrüßung und Vorstellung bei Farben und den Zahlen von 1-10 angelangt.

Es mag nach alltäglichen Routinen und bereits vollgepackten Tagen klingen, aber am Abend stand meistens immer noch weiter was auf der Agenda. Neben klassischen „was Trinken gehen“ Abenden in Soho oder der Lower East Side waren nennenswerte Highlights das Street-Food Festival Feast of San Gennora in Little Italy, der Sonnenuntergang unter der Brooklyn Bridge und ein Picknick mit Blick auf die Freiheits-Statue im Battery Park mit den anderen Praktikantinnen. Außerdem habe ich mich einen Abend im Bryant Park sämtlichen Straßenkünstlern angeschlossen und das Jonglieren mit drei Bällen gelernt. Koordinativ anspruchsvoll, aber super spaßig!

Weitere Momente, die in Erinnerung bleiben, waren zum einen der 26. Geburtstag von Hugo (mein Fahrrad-Buddy) und der Morgen danach. Mit 20 weiteren seiner Freunde und Familienangehörigen traf ich mich in einem mexikanischen Restaurant in Astoria, Queens und verbrachte den Abend mit leckeren Nachos, Tacos und Quesadillas und ausreichenden Margarita-Cocktails. Nach mehreren Bars landeten wir zum Schluss in einem Schwulen Club, der mein Weltbild um alle Fälle wiederum erweitert hat. Crazy was da abging…

Der Morgen danach war heftig! Nach nicht einmal vier Stunden Schlaf stand das nächste, unvergessliche Highlight an – Kajak Fahren auf dem East-River! Eine Woche zuvor bin ich durch Zufall auf die Internetseite gestoßen und buchte mir einen Termin. Den Lenker meines Fahrrads habe ich kurzerhand durch ein Paddel eingetauscht und die atemberaubende Skyline Downtown Manhattans vom Wasser aus bestaunt. Mein einziges Problem war, dass ich ein Foto von mir im Kajak sitzend haben wollte. Nicht lang gezögert sprach ich ein Mädel in ihrem Bötchen an, die bereit war mit ihrem Handy Fotos von mir zu machen und sie mir dann auf dem Wasser zu Airdroppen. Zum Glück sind unsere Handys nicht ins Wasser gefallen!

Es ist ehrlich gesagt zu viel passiert die letzten beiden Wochen. Ich habe nicht einmal erwähnt, dass ich bei drei Live-Shows (Jimmy Kimmel, John Stewart, Trevor Noah) im Publikum saß, mein erstes Baseball-Spiel der New York Yankees live im Yankee Stadium gesehen habe, eine epische typisch-amerikanische Poolparty in Up-State New York gefeiert habe und, dass die Family über eine ganze Woche mich besuchen gekommen ist. Diese Woche wird einem separaten Eintrag auch beschrieben! Gestern war ich auf dem besten Konzert, dass ich je gesehen habe und am Wochenende steht wahrscheinlich der nächste große Fahrradtrip durch einen neuen US-Bundesstaat an…

Ich hänge etwas zurück mit meinen Einträgen, aber ich halte euch auf dem Laufenden! Mir geht`s guuuut!

Tim

https://sangennaronyc.org

https://www.bbpboathouse.org

https://www.gothamgymnastics.com

https://www.brooklynmusicschool.org

100-Mile Bike Ride

Dienstag, 27.09.2022

Yes Theory! Seek Discomfort!

Der folgende Eintrag trägt das Motto Seek Discomfort. An einem Freitagabend vor zwei Wochen machte ich mich auf den Weg nach Midtown Manhattan, um an einem „Yes Theory Meetup“ teilzunehmen. 

Yes Theory, ein ursprünglich von vier Jungs aus Kalifornien gegründeter YouTube Kanal folgt den Leitsätzen einfach mal JA zu sagen, aus seiner Komfortzone rauszukommen, seine persönlichen Limits zu erfahren und die Lebensgeschichte wildfremder Menschen zu erfahren. Über die Jahre hat sich eine weltweite Community gebildet, die die Philosophie der Gründer teilt, sich der Bewegung angeschlossen hat über seinen eignen Schatten zu springen und regelmäßig Treffen stattfinden lässt.
In einer überraschend sehr familiären Umgebung fremder Menschen verbrachte ich den Abend bei einigen Bieren, einem typisch-amerikanisch-zuckrigen Dessert und kleinen Discomfort-Challenge Spielchen. Meine erste Challenge bestand darin 10 fremden Menschen einen High-Five Handschlag zu geben. Ziemlich unangenehm zu Beginn, aber spaßig zugleich.

Long story short, an diesem besagten Abend lernte ich Hugo kennen. Ein in Mexiko geborener First Generation Immigrant, der bereits seit seinem 4. Lebensjahr in New York lebt und eine absolute Liebe fürs Fahrradfahren hat. Da ich ja nun auch ein Fahrrad habe, dachte ich mir kurzerhand ihn den Donnerstag drauf zu fragen, ob er nicht Lust hätte am Wochenende eine kleine Radtour zu machen.

Aus der anfänglich, schön-klingenden Idee eine gemütliche Fahrradtour zu machen, wurde innerhalb von weniger als 24 Stunden der Plan geschmiedet durch 4 US-Bundesstaaten mit dem Fahrrad zu reisen! Angefangen in Springfield, Massachusetts, sollte es quer durch Connecticut zurück nach New York und über den Hudson-River nach New-Jersey gehen. Knapp 160 Meilen innerhalb 2 Tage sollten abgespult werden. Eine Meile entspricht 1,6 Kilometern – sprich ich habe mich auf eine 250km lange Tour eingelassen. An 2 Tagen? Ich? Mit meinem Fahrrad? Aber ich konnte doch nicht NEIN sagen…

Mit einem sehr provisorisch gepackten Rucksack, einem hoffentlich taugenden Fahrrad und voller Euphorie geladen ging am Samstagmorgen um 5 der Wecker, um kurz vor 7 der Bus und um 10 saß ich bereits in Massachusetts auf meinen zwei Rädern, um den Weg zurück nach New York anzutreten.

Ohne jegliche Vorfälle erreichten wir nach einigen Pausen, einer stundenlangen Fahrt und 96 abgespulten Kilometern das kleine Dorf Guilford in Connecticut. Ein im Vorhinein gebuchtes und mitten im Wald ablegendes Haus sollte die beste Airbnb-Erfahrung meines Lebens werden. Völlig erschöpft, ausgehungert, von Krämpfen geplagt und mit einem wunden Ar*** wurden wir von der 75-jährigen Beth mit einem Glas Wein, einer frisch aufgesetzten Squash Soup und Boston Brown Bread empfangen.
Abseits jeglicher Erwartungen verbrachten Hugo und ich den gesamten Abend mit ihr, ihrer über 80-jährigen Schwester, ihrem Bruder und Ahmad am Essenstisch und tauschten unsere Life-Stories aus. Beth berichtete uns, dass ihr Mann vor wenigen Jahren verstorben sei und sie seitdem Reisende aus der ganzen Welt bei sich aufnimmt und darin ihre neue Erfüllung gefunden hat. Ahmad, ein zweifacher 38-jähriger Familienvater und Cyber-Security Student aus Saudi-Arabien wohnt bereits seit mehreren Wochen im Haus und ist einer von 400 Gästen, die Beth bereits über die Jahre beherbergt hat.

Beth Bruder, ein anfangs skeptisch-grummeliger Ami, wachte jedoch nach meinem mitgebrachten, deutschen Bier und dem in den Raum geworfenen Thema seiner eigenen Maple Syrup Farm auf. Nachdem er uns ein wenig darüber berichtete, ergriff ich die Gunst der Stunde und fragte ihn, ob es möglich wäre seine Ahornsirup Farm zu besichtigen. Freudig über meine Nachfrage, aber ohne einen Kommentar stand er auf und verließ das Haus . . . hatte ich etwas Falsches gesagt? Nein, denn er kam kurzerhand mit einem kleinen Gläschen Ahornsirup und mit Sirup überzogenen Walnüssen für uns wieder. Den Termin für den kommenden Morgen machten wir selbstverständlich auch noch aus! Beth Schwester war recht still, aber ziemlich niedlich. Wie wir am nächsten Morgen erfuhren, ist ihr Mann leider vor kurzem auch verstorben. Trotzdem hat sie den Abend wohl sehr genossen.

Bevor wir Beth wunderschönes Anwesen am nächsten Morgen wieder verließen, tranken wir noch zwei Kaffee an ihrem vor dem Haus angelegten Teich – einen klassischen Americano von ihr und einen 20-Minuten mit Kardamom kochenden, arabischen Kaffee von Ahmad.
Mit von ihr geschmierten Bagels und mit Pferdesalbe eingecremten Beinen, (sie bestand drauf) ging es schlussendlich weiter zur Farm.
Danke Beth & Danke für deine Worte auf Airbnb:

„This was such a fun guest! Combine 1 German with 1 Mexican a Saudi and local host family and the result is a fun and dynamic evening!”

Auf der Maple Syrup Farm wurde uns der Prozess des Ahornsirups vom Blatt bis zur Abfüllung ins Glas detailliert beschrieben. Durch ein kilometerlanges, an Ahornbäumen montiertes Schlauchsystem quer durch den Wald wird im Frühjahr jedes Jahres das Sirup gewonnen und im Zuckerhaus verarbeitet. Eine super interessante und spannende Erfahrung, die definitiv auch in Erinnerung bleibt. Auf seinen Traktor habe ich mich auch mal setzten dürfen.

Auf dem weiteren Weg der Reise stoppten Hugo und ich für einige Stunden an der weltbekannten Yale-University in New Haven. Ziemlich verschwitzt und wahrscheinlich auch stinkend, aber dennoch getarnt als Elite-Studenten statteten wir der Library der Uni einen Besuch ab. Ein sehr beeindruckendes Gebäude, welches uns beide unabhängig voneinander an Hogwarts von Harry Potter erinnerte. Anschließend stärkten wir uns noch mit einer Pizza und verließen die Stadt auch schon wieder.

Aus den ursprünglich geplanten 160 Meilen und dem Ziel New York wieder zu erreichen, wurde leider nichts. Es war einfach zu viel und wir wollten auf der Tour öfters stoppen, um abseits vom Fahrradfahren etwas zu erleben. Dennoch bin ich ganze 100 Meilen (160Km) an 2 Tagen von Springfield, Massachusetts bis nach Milford, Connecticut, gefahren!

Auch wenn ich Tage später noch Muskelkater hatte, bin ich so froh JA zu diesem Trip gesagt zu haben. Ich habe so viel vom Land gesehen, bin durch abgelegene Vororte (mit Teils Trump Flaggen) gefahren, habe die traurige Lebensgeschichte eines aus Mexiko nach Amerika eingewanderten erfahren dürfen und habe mit einer amerikanischen Familie den Abend verbracht. Der Gedanke von SeekDiscomfort und YesTheory wurde gelebt.

See you next time,

Tim 

P.S. Watch the AFTERMOVIE!

 

Life in NYC and Bed-Stuy

Freitag, 16.09.2022

9/11 – auch wenn seitdem bereits wieder einige Tage vergangen sind, war es das Thema der letzten Woche. Zur offiziellen Zeremonie, mit der anwesenden Vice President Kamela Harris an einem symbolisch verregneten Sonntagmorgen, habe ich mich leider nicht aufraffen können. Im Nachmittag schnappte ich mir jedoch den Regenschirm, nahm den J-Train nach Manhattan und besuchte die Gedenkstätten.
Die in der Luft hängende Stimmung an diesem Ort war echt herzergreifend! Tausende, trauernde Angehörige kehrten an den Ort zurück, an dem sie ihre Freunde und/oder Familienangehörige durch die Anschläge verloren. Das trübe, regnerische Wetter wurde jedoch durch ein beeindruckendes Blumenmeer erleuchtet.
Am Abend erhellte die Stadt erneut durch zwei bis gefühlt ins Universum ragende Lichtkegel, welche den Twin-Towers sowie den Verstorbenen die nötige Ehre erweisen. Man nennt sie auch Tribute in Light.

Den Tag zuvor verbrachte ich erneut mit Guy, der mir auch seine Meinung über den 11. September bei einem Bier im Biergarten schilderte. Auch er bestätigte, dass es ein Ereignis gewesen sei, welches das Land gespaltet und verändert hätte. Geprägt von Wut, Ärger und Unverständnis könne er es nicht begreifen wie viele Kriege in Nah-Ost seitdem geführt wurden, wie viele US-Militärstützpunkte weltweit errichtet wurden und vor allem wie viele Milliarden US-Dollar $$ seither verpulvert wurden, wo es dem eignen Land doch an einem intakten Gesundheitssystem, verbesserungswürdigen Bildungseinrichtungen und einer vernünftigen Infrastruktur fehle…
Nun aber genug von 9/11!

Der slush-ice-coffee und die typisch-amerikanischen Burger bei Comfortland in Queens waren echt schmackofatz! Auch die anschließende, meilenlange Fahrradtour quer durch Brooklyn und Queens am East River entlang, war sehr beeindruckend. Selbst nach Wochen muss man immer noch Lächeln und Grinsen, wenn man die Skyline Manhattans am anderen Flussufer sieht.

Die Schule diese Woche war einfach nur langweilig! Auch wenn ich diese Woche zwei Tage frei bekam, verbrachte ich die anderen drei von morgens 9 bis nachmittags um 3 im Prospect Park auf einer Bank. Während die Schüler*innen ein improvisiertes Outdoor-Programm von externen Dienstleistern erhielten, welches aus Fußball, Theater, Creative Writing und Capoeira bestand, verbrachten wir Lehrkräfte die Tage mit Kaffeetrinken, Kartenspielen, Schläfchen, Sonnen und vor allem lästern: 

 „Ich habe doch nicht zich Jahre studiert, um jetzt hier den Babysitter zu spielen.“ 

Es ist echt chaotisch momentan! Lehrer*innen fühlen sich hintergangen, da nicht offen miteinander kommuniziert wird, Schüler*innen haben keine Lust mehr auf Outdoor-Programme und die Eltern fangen an sich über die akademische Bildung ihrer Kinder Sorgen zu machen. Eine Privatschule, für die horrende Summen monatlich gezahlt werden muss und die kein Schulgebäude aufweisen kann, darf sich eigentlich auch nicht wundern, dass es zu ersten Äußerungen kommt. Zur Euphorie aller wurde uns vom Schulleiter nun auch mitgeteilt, dass erst frühestens Mitte Oktober das neue Gebäude einzugsbereit ist. Für die kommenden Wochen wurden der Schule jedoch nun provisorische Klassenräume im Goethe-Institut in Manhattan zur Verfügung gestellt.

Im nächsten Abschnitt will ich ein wenig über das wahre New-Yorker Stadtleben erzählen und euch berichten, wie mein erster Eindruck in meiner Nachbarschaft war.

New York ist unbeschreiblich riesig. Auch wenn man sich bereits auf längere Entfernungen eingestellt hat, braucht man in der Regel immer noch länger, um von A nach B zu kommen. An das bestens ausgebaute U-Bahn Netzwerk der Stadt hat man sich nach einigen Fahrten in die falsche Richtung jedoch auch gewöhnt.

Jede einzelne U-Bahn Fahrt ein Erlebnis für sich. Leute spielen Posaune, fangen Rap-oder Dance-Battles an, nutzen die freie Fläche zum Skaten oder Sehen einfach nur interessant aus. Jeder vorstellbare Klamottenstil sowie jede Art von Kultur ist vertreten und alle haben dasselbe Ziel – die auf 16Grad klimatisierte Bahn durch die fast 40Grad stickigen Stationen der Unterwelt zu verlassen, um auf die Straße zu gelangen.

Mein Stadtteil Bedford-Stuyvesant in Brooklyn ist eine African American Neighborhood. Ohne jegliche Vorstellungen bin ich vor 3 Wochen in meine Wohnung eingezogen und habe mich ehrlich gesagt die ersten Tage etwas unwohl gefühlt. Selbst in meiner sehr russisch besiedelten Gegend in Riga vor drei Jahren habe ich es anfangs besser empfunden. Ohne jegliche Vorurteile zu haben, war es schlicht ein neues, unwohles Gefühl.

Jede einzelne Person ist farbig - die Leute im Haus, die Nachbarn, jeder der die Straße entlangläuft. Der einzige weiße im Supermarkt oder der einzige weiße in einem vollen Bus zu sein, verändert deine Sicht- und Denkweise in vielen Bereichen. Ich würde behaupten:

 „You just have to experience it once!”

Wochen später hat sich das Blatt um 180Grad gewendet. Mit der niedlichen, älteren Dame aus dem 1.Stock unterhalte ich mich täglich, wenn sie mit ihren zwei Hunden Gassi geht, ihr Neffe hilft uns bei Kleinigkeiten in der Wohnung und auf den Straßen wird man so akzeptiert wie man ist! Man hat sich einfach dran gewöhnt.
Dennoch ist es einfach eine andere Kultur, die man tag täglich beobachten kann. Die Straßen sind rund um die Uhr von einer Marihuana Wolke überzogen, mit auf gepimpten Chopper-Bikes, getunten Dodges oder protzigen Amischlitten wird bei Rap oder Bob-Marley Musik angegeben und es wird in Großgruppen studnenlang auf der Straße rumgelungert.

Sonntags um 10 vereint jedoch alle eins - der Gottesdienst in einer der vielen Kirchen ums Eck. Gut gekleidet verlassen sie ihre Häuser und laufen die Straße hinunter.

Fazit: Eine life-lesson, die meinen Horizont sowie meine Denk-und Sichtweise wieder erweitert hat!

Am Wochenende werde ich meinem Kölner Mitbewohner Flo, der gerade mit dem Rad auf dem Weg nach Lissabon ist, etwas Konkurrenz machen……

Stay tuned for the next episode,
Tim

9/11 & Start of school

Sonntag, 11.09.2022

Das lange Wochenende habe ich mal wieder bestens ausgenutzt, um weiter touristisch aktiv zu werden in der Stadt, die niemals schläft.

Während mich das Finanzdistrikt rund um die weltbekannte Wall Street in Downtown nicht allzu begeistert hat, wurde es umso emotionaler das erste Mal die 9/11 Gedenkstätte live zu sehen. Drapierte Blumen in eingestanzte Namen und ein nie endender Wasserfall in Gedenken an die verstorbenen Menschen der Terroranschläge von 2001, haben mich wortwörtlich in Schockstarre versetzt – goosebumps!
9/11 – laut mehrerer Lehrer*innen der Tag, der das gesamte Land verändert hat. Nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch auf lokaler und gar schulischer Ebene. Ich habe bereits von zwei Lehrkräften erfahren dürfen, wie sie damals den Tag erlebt haben:

 „ A day I will never ever forget in my entire life” (Vilma Ramsaroop, 2022) 

Es war unglaublich interessant, aber auch bewegend es von Personen zu erfahren, die hier aufgewachsen sind. Sie erzählten es wäre das pure Chaos ausgebrochen, da der gesamte Nah- und Fernverkehr unterbrochen wurde, Menschen rannten hilflos quer durch die Stadt, um in Sicherheit zu kommen, die gesamte Metropole sei von einer riesigen Staubwolke erstickt worden und in der Schule sei man bis abends eingesperrt worden…

Long story short, 9/11 ist tatsächlich diesen Sonntag – ich werde vor Ort sein und mir mehrere Zeremonien anschauen!

An weitere Sehenswürdigkeiten kann ich mehr oder weniger bereits einen Haken machen: Grand-Central-Station, Oculus, Chrysler Building, Charging Bull, One World Trade Center, Little Island, Bryant & Washington Park. Auch dem berühmtesten Park der Welt, dem Central Park, habe ich bereits zwei Besuche erstattet. Einmal, um ehrlich zu sein, für ein kleines Nickerchen nach der Schule und ein weiteres Mal für Shakespeare in the Park!

Recht spontan wurde ich Mittwochabend von einer weiteren Praktikantin gefragt, ob ich nicht Lust hätte zu AS YOU LIKE IT mitzukommen, ein Open-Air Theatermusical im Central Park – das konnte ich mir nicht entgehen lassen! Auch wenn die literarisch, alt-englische Sprache teils sehr schwer zu verstehen war, war es dennoch ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Die kunterbunten Kostüme, die Gestaltung der Bühne sowie das schauspielerische Talent der Künstler*innen hat meinen Horizont erweitert!

Weitere Highlights der letzten Woche waren tatsächlich zwei Orte außerhalb der Stadt. Zum einen verbrachte ich einen sommer-sonnig heißen Tag in Long Island am Rockaway Beach, welchen ich mit zwei weiteren Praktikantinnen mit der Fähre vom Pier 6 in Downtown erreichte. Die Skyline von Manhattan vom Wasser aus zu sehen, war definitiv nochmal ein neuer, umwerfender Blick! Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal in New York am Strand liegen würde…

Zum anderen habe ich den Sonntag erneut mit Guy verbracht. Wir trafen uns mittags an der Grand-Central-Station, um die Stadt in Richtung Pelham in Westchester zu verlassen. Im Haus seiner Eltern verbrachte ich mit ihm und vier seiner Freunde bei einigen Bieren (Honey Kölsch) den Nachmittag. Aus uralten Fahrrädern durfte ich mir ein halbwegs brauchbares zusammenschrauben und es dann mitnehmen – ich habe nun ein Fahrrad hier in NYC! (Ja…ich kaufe mir noch einen Helm :D)

Im Anschluss sind wir noch zum Batting Cage seiner ehemaligen High-School gefahren (Pelham Memorial High School). Ein Ort, an dem Baseball-Bälle mit sehr hoher Geschwindigkeit aus Maschinen rausgeschossen kommen und man versucht sie mit einem bat (Schläger) möglichst ideal zu treffen. Unglaublich schwierig, aber dennoch superspannend eine neue, typisch-amerikanische Sportart auszuprobieren!

 

Die Schule hat begonnen . . . und eine teils sehr chaotisch-anstrengende, aber auch aufregend-schöne Woche ging gestern zu Ende. Da das Schulgebäude leider noch auf seine Genehmigungen wartet, musste stark improvisiert werden. Exkursionen mussten kurzerhand auf Grund des Wetters verschoben oder gar abgesagt werden, Tagesabläufe wurden gefühlt stündlich geändert und viele Lehrkräfte waren oftmals überfordert wie jetzt weiter vorgegangen werden soll. Dazu kam Freitagnachmittag noch die weniger erfreuliche Nachricht vom Schulleiter, dass sich der Einzug ins neue Gebäude weiter nach hinten verschieben wird. Daher weiß Stand jetzt keiner wann, wie und vor allem wo in der kommenden Woche Unterricht stattfinden soll…
Ich bin einen Nachmittag mal am neuen Schulgebäude vorbeigefahren und habe auch verstehen können warum – es ist noch eine Baustelle! (siehe Bild).


Nichtsdestotrotz war es sehr aufregend und spannend die Schüler*innen kennenzulernen, einen ersten Eindruck des amerikanische Schullebens zu bekommen und bei zwei Exkursionen als Lehrkraft mit dabei gewesen zu sein. Mit der 8ten und 9ten Klasse habe ich zwei Tage im Goethe Institut in Manhattan verbracht, wo nach kleineren Kennenlernspielen und Projekten auch der normale Unterricht begonnen hat. Im Deutschunterricht habe ich bereits erste Diskussionsrunden mit angeleitet, in Maths habe ich meistens nur lächelnd hinten dringesessen, in der Hoffnung nichts gefragt zu werden, und im Englischunterricht war ich ehrlich gesagt auf Schüler*innen-Ebene. Es ging um Democracy, legislature/ executive/ judiciary und criminal law… echt interessant, aber auch sehr fordernd. In Science hat mich die Marshmallow Challenge sehr beeindruckt (Siehe Link)!

Mit der 7ten Klasse war ich auf zwei Exkursionen im Prospect Park, der von den Locals auch der Central Park Brooklyns genannt wird. Am Dienstag war das Ziel der LeFrak Center at Lakeside. Ein im Winter sehr beliebter Ort, um Schlittschuh zu fahren und im Sommer, um die Rollerblades oder Rollerskates tanzen zu lassen. Mit Tanzen hatte es bei mir aber leider nichts zu tun, da ich mich einmal ordentlich vor den Augen und zum Gelächter der Kids auf die Nase gelegt habe :D
Am Freitag hieß das Ziel Brooklyn Botanic Garden. Aufgeteilt in Kleingruppen bestand die Challenge darin möglichst viele Vögel zu sichten, um einen Free-Homework-Pass zu gewinnen. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie motiviert die Schüler*innen waren und mit welchen Tricks sie versucht haben mich reinzulegen. Sobald nämlich Vögel gesichtet wurden, musste es von uns Lehrer*innen bestätigt werden. Es war sehr lustig, hat allen auch viel Spaß bereitet, aber den wunderschön angelegten Garten hat man kaum genießen können, da man wortwörtlich durchgehetzt ist.

Im nächsten Eintrag werde ich euch mehr über die Unterschiede von deutschen und amerikanischen Umgangsweisen in der Schule sowie dem allgemeinen Leben in meiner Neighborhood und den ereignisreichen U-Bahn Fahrten in New York berichten.

Fazit nach zwei Wochen – ich fühle es! *-*

See you next week,
Tim

 

P.S. WEB-Links, die für diesen Eintrag interessant sein könnten.

First Impressions of New York City

Freitag, 02.09.2022

Hey everyone,

wie die meisten bereits wissen, bin ich letzte Woche Freitag, 26.08.2022, für ein 3,5-monatiges Praktikum an einer deutschen Auslandsschule nach New York City gezogen.

Yes – New York City !!!

Selbst nach den ersten 7 Tagen ist es alles noch sehr surreal und nicht zu begreifen, aber nun sitze ich hier – auf dem Dach meiner Wohnung in Bedford-Stuyvesant, Brooklyn - 790 Jefferson Avenue. Check it out on Google Maps and Street View!

Ich würde euch gerne durch diesen Auslandsblog wöchentlich updaten und mitteilen, wie es mir geht, was ich bereits für Highlights erlebt habe und wie das wahre New-Yorker Stadtleben aussieht. Let`s get started *-*

Nach monatelanger Strapazen rund ums Visum, einigen „Nervenzusammenbrüchen“ bezüglich einer Wohnung und tränenreichen Abschieden ging es dann doch los: Brüssel – New York mit Delta Airlines. Im Flieger gab es 2x Green Curry für mich, weil ich von einem nicht satt geworden bin :D
Nachdem ich die Immigration am Flughafen sowie die anfänglichen Strapazen mit AirTrain, Metro & Bus hinter mir hatte, wurde ich direkt am ersten Abend von meinem Vermieter in sein französisches Restaurant eingeladen (L`Antagoniste). Amadeus, so heißt er, ist Schweizer, wohnt seit über 20 Jahren in New York, hat mehrere Restaurants und sein Sohn geht auf meine Schule – ich wurde super herzlich von ihm und seiner Frau Fiona empfangen und hab direkt mal einen klassischen, amerikanisch-saftigen Burger abstauben können!

Den Samstag- und Sonntagnachmittag verbrachte ich mit einem wasch-echten Local – Guy, ein New Yorker, der thailändischen Ursprung ist, aber auch bereits seit vielen Jahren in der Stadt lebt. Ich kannte ihn bereits im Voraus über eine Freundin. (Thanks Laura!)
In hippen Brauhäusern, auf einem Street-Food Market und am East-River verbrachte ich mit ihm und seiner Freundin Sarah die sonnigen, ersten Tage.
Mein absolutes Highlight an den beiden Tagen war es die Skyline von Manhattan das erste Mal live zu sehen. Man kannte es aus Filmen, Serien, dem Internet, etc. … aber es live vor sich zu haben, war schon sehr beeindruckend! Getoppt wurde der Skyline-Blick durch zwei Fußballfelder, die direkt am East-River gelegen sind, auf welchen ich mir zwei amerikanische Kids geschnappt habe, um ihnen das wahre Footballbeizubringen!

Montagmorgen – die Schule geht los, das neue Schuljahr an der German School Brooklyn (GSB) mit mir als Praktikant beginnt!

Die Schule ist eine bilinguale, offiziell anerkannte internationale deutsche Auslandsschule, welche derzeit Schüler*innen vom Kindergarten bis zur 9. Klasse umfasst. Die Kids können entweder beide Sprachen sprechen oder wollen die jeweils andere erlernen.
Da das neue Schulgebäude in Brooklyn noch einige Genehmigungen zum offiziellen Start benötigt, hieß es für die Einführungswoche für die Lehrer*innen: 30 Irving Place, Manhattan – Goethe Institut. School/ Work- Life in Manhattan, New York…. dass das für den kleinen Jungen aus Linden-Neusen mal Wirklichkeit werden würde, das wäre sogar in Träumen unmöglich gewesen.

Aus der anfänglichen Nervosität und Ungewissheit, was auf einen zukommen würde, hat sich vier Tage später eine positive Zuversicht und Freude auf das Bevorstehende entwickelt. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, direkt mit eingebunden und auf Augenhöhe im Kollegium behandelt. Bei anfänglichen Icebreaker(Kennenlernspielen) wurden wir gebeten etwas aus unserem Heimatland mitzubringen. Was hätte es bei mir anderes sein können als das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft. Als gefragt wurde, ob jemand freiwillig sein Mitbringsel dem Kollegium vorstellen würde, habe ich meinen Mut zusammengenommen, bin aufgestanden und habe folgendes gesagt (oder so ähnlich):

 

I have brought my German soccer jersey, due to the upcoming World Cup starting in November… unfortunately the matches are in the morning of our time, so I was wondering whether there is any chance to still rearrange my schedule.

 

…. die ganze Runde fing an zu lachen, witziger Moment! :D

In den Nachmittagen der letzten Tage habe ich dann doch auch mal den Touri raushängen lassen. An folgenden Orten war ich bereits: Chelsea Market, High Line Park, Vessel & Hudson Yards, Empire State Building, Flatiron Building, Times Square, Broadway, 5th Avenue . . . many more to come!

Wie anfangs bereits gesagt, ist es momentan alles noch nicht greifbar. Alles live zu sehen ist überwältigend und unglaublich beeindruckend! Die Zeit das Ganze zu verarbeiten hat man allerdings (leider) nicht, weil tag täglich neue, unvergessliche Ereignisse dazukommen. Jetzt heißt es erstmal langes Wochenende, da Montag nationaler Feiertag (Labour Day) ist. Das bedeutet genug Zeit, um die Stadt weiter zu erkunden. Am Dienstag geht dann der erste Schultag los.

See you next week,

Tim

PS. Ihr könnt gerne im Kommentarfeld Fragen, Kommentare oder sonst was schreiben – ich würde mich freuen! :-)