Berichte von 11/2022

Gino Cantoro

Montag, 28.11.2022

Vor eineinhalb Wochen hat mich auch hier in New York die Nachricht erreicht, dass Gino von uns gegangen ist... Ich habe drüber nachgedacht, ob ich einen Eintrag dazu schreibe oder nicht, mich aber letztendlich dafür entschieden. Es ist nun mal leider traurigerweise während meiner Zeit hier passiert und das möchte ich nicht umgehen. Von daher ist es neben all den Einträgen der letzten Wochen diesmal ein Trauriger und Emotionaler.

Die Nachricht über den Tod von Gino hat mich ziemlich getroffen und mitgenommen. Über eine Stunde saß ich wie paralysiert in meinem Bett… die Welt ist stehengeblieben. Mir liefen die Tränen die Wangen herunter, ich starrte die Wand an und verspürte eine nie zuvor erlebte Leere. Fotos von ihm zu sehen, die traurige Stimme meiner Oma zu hören und es nicht wahrhaben zu wollen, war alles andere als schön.

Wir wussten leider alle, dass es nicht gut um Gino steht... Nachdem Anna-Lena‘s Oma leider auch vor wenigen Wochen von uns gegangen ist, habe ich mir versprochen, sollte auch er während meiner Zeit im Ausland von uns gehen, ich mir einen Abend nehme, den ich nur ihm widme. Traurigerweise ist es so tatsächlich eingetreten…

Nachdem ich den paralysierten Zustand überwunden hatte, schnappte ich mir meine Sachen, zog mich warm an und fuhr an „meinen Spot“ in der Stadt. Ein kleiner, schmaler und abgelegener Steg am Flussufer des East-Rivers, an den ich bereits mehrere Male gekommen bin, um Blog-Einträge oder meine Gedanken aufzuschreiben.

Auf halbem Wege fing meine italienische Trauertour mit einem klassischen Pizzastück an. Selbst in der Pizzeria überkamen mich die Emotionen und ich musste versuchen meine Tränen zu unterdrücken. Am Steg angekommen und ausgestattet mit einem italienischen Bier, einem italienischen Pizzastück und einer Kerze fing mein Gedenken erst so richtig an.

Ich habe mir bewusst die Zeit genommen, um an ihn zu denken, ihm ganz nah zu sein und vor allem ihm zu danken für das, was er für mich und die gesamte Familie getan hat <3

Während diesen Momenten ist mir nochmals mehr bewusst geworden, was für ein besonderer Mensch er in meinem Leben war. Er ist ein großer Teil meines Lebens gewesen und wird es immer sein, er war immer für mich da, wollte immer nur das Beste für mich, hat sich immer für mich interessiert und hat alles für sein Umfeld getan - dafür bin ich ihm unglaublich dankbar! Es mag verrückt klingen, aber während ich dort saß, geweint habe, in den Himmel New Yorks geschaut habe schrie ich lautstark in die Lüfte: „Danke für alles, was du für mich getan hast Gino, du bist der Beste!“

Ich war glücklich. Ich war am Strahlen. Ich verspürte innerliche Freude. Es war so schön.

Symbolisch habe ich am Ende meine Kerze ausgepustet. In der Sekunde, in der das Licht erlosch, fühlte ich mich ihm wiederum so unglaublich nah. Es ist schwer zu beschreiben, was für Gefühle ausgelöst wurden, die ich selbst nicht kannte. Auf dem Weg zurück machte ich noch einen kleinen Stopp im Supermarkt und kaufte mir einen Italienischen „Panettone-Kuchen“ (das traditionelle Weihnachtsgeschenk von Gino) bevor ich in eine Bar für ein weiteres, italienisches Bier einkehrte.

Tags drauf informierte ich die Schule, dass ich gerne den Tag frei bekommen würde. Ich nutzte ihn und fuhr nach Coney Island an den Strand. Auch wenn es bitterkalt und windig war, verbrachte ich einige Stunden bei perfektem Wetter am Strand und genoss es in die Ferne zu schauen. Der Spaziergang an der Promenade entlang half mir weitere Momente mit Gino vor Augen zu führen, die ganze Situation zu verarbeiten bzw. schlicht zu begreifen.

Jeder trauert anders um Verstorbene, aber ich habe es hier auf meine Art und Weise gemacht. Trotz der Entfernung habe ich mich ihm sehr eng verbunden gefühlt, habe ihm die letzte Ehre erwiesen und ihm für alles gedankt, was er jemals für mich getan hat. Selbst an sämtlichen Tagen danach verbrachte ich meine Zeit hier mit unglaublich schönen Erlebnissen und immer wieder kam mir wegen ihm ein Lächeln ins Gesicht.


He was such a loving, caring, charming, kind and beautiful human being! Und genau so wird er für immer einen Platz in meinem Herzen behalten.

Thank you so so much mein italienischer Pizzabäcker!!!

Miami, Florida

Mittwoch, 16.11.2022

Long time no update…...

Die letzten Wochen waren mal wieder sehr ereignisreich und ziemlich vollgepackt. Das Angebot in der Stadt sowie meine Erlebnisse werden nicht weniger und es ist schwer alles auf Papier zu bringen. Auch wenn nicht mehr im wöchentlichen Rhythmus Blogeinträge hochgeladen werden, will ich über die nächsten Wochen oder gar Monate trotzdem so viele `Stories` wie möglich erzählen. Auch die Reihenfolge der Einträge mag ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz stimmen. But let`s jump into today`s story.

Nach einer 2,5-tägigen Klassenfahrt mit der 6. Klasse nach Frost Valley in Upstate New York und einer schlaflosen, kostümierten Halloween-Party ging am nächsten Morgen der Flieger nach Miami. Yes – Florida! In die Sonne, unter die Palmen und vor allem an den Strand. Da die Schule eine Woche Herbstferien hatte, ich die freien Tage für einen größeren Trip nutzen wollte und ich verhältnismäßig günstige Tickets gefunden hatte, konnte ich nicht nein sagen.

Miami hat mich in weniger als einer Woche mehr als überzeugt! Die das ganze Jahr anhaltenden sommerlichen Temperaturen, Traumstrände mit unzähligen Kokosnuss-Palmen direkt vor der Haustür gepaart mit einer Wolkenkratzer-Fassade am Ufer in Downtown sind sehr, sehr beeindruckend.
Für die ersten beiden Tage buchte ich mir allein ein Hostel in Miami Beach, einer kilometerlangen, künstlich angelegten Insel, die abseits vom Festland und Miami Stadt liegt. Die restlichen Tage verbrachte ich auch in Miami Beach, jedoch in einem Airbnb mit drei nachgeflogenen Praktikanten. Die Lage war nicht zu toppen, da es in einer Parallelstraße des weltbekannten Ocean Drives lag.
Mit all meinen Hostel-Erfahrungen rund um den Globus konnte man diese beiden Nächte allerdings kaum vergleichen. Kaum eine Person sprach Englisch, da generell ganz Miami spanisch angehaucht ist, es lag eine sehr anonyme Stimmung in der Luft und das einzige Interesse galt dem Drogenkonsum. Von früh morgens bis spät abends wurde am sehr schönen Pool des Hostels konsumiert. Selbst der Dealer des Hostels schluf im bunk bed direkt unter mir…. Die mexikanisch-südamerikanischen Barone machten sich auf jeden Fall alle Ehre.

Meinen Fahrrad-Wahn hier in den Staaten habe ich natürlich auch in Miami fortgesetzt. Neben vereinzelten kleineren Touren an der Strandpromenade entlang, buchte ich mir über City-Bike auch für 24 Stunden ein Fahrrad. Über eine der vielen Brücken rüber aufs Festland ließ ich die Multimillionen Villen von LeBron James, Shakira oder Jennifer Lopezhinter mir und erreichte meinen ersten Stopp des Tages: Little Havanna. Neben kunterbunten Graffitis, Zigarre-rauchenden Kubanern, tanzenden Opas und Omas auf den Straßen und bei Trompetenmusik habe ich mir ein klassisch kubanisches Essen gegönnt! Es hat definitiv meine Travel-Lust auf Südamerika erweitert.

Weiter ging die Reise durch Vororte Miamis quer durch die Wolkenkratzer Landschaft von Downtown Miami, am Hafen vorbei und über die William M Powell Bridge zum Hobie Island Beach Park. Ein traumhaft schöner, verlassener Strandabschnitt mit türkisfarbenem Wasser und Palmen direkt am Strand. Nach einigen Stunden sonnen, schlafen, planschen und dem Sonnuntergang, machte ich mich auf den Weg zurück.

Weitere Abende verbrachte ich im Sonnenuntergang auf der Slackline, angetrunken und tanzend am Strand oder in einer der vielen Bars des Ocean Drives. Einen Sonnenaufgang nutzte ich sogar auch um ein paar Bahnen zu schwimmen.

Scuba-Diving!! Eins der absoluten Highlights des gesamten Trips war das Tauchen im Neptun Memorial Reef vor der Küste Miamis. Nachdem ich mich an einem der ersten Tage bei Tarpoon Divers für einen Tages-Bootstrip mit zwei Tauchgängen angemeldet hatte, ging es an einem Mittwochmorgen, nachdem ich mit all der nötigen Tauchausrüstung ausgestattet wurde, mit dem Auto zum Hafen Miamis in Downtown. Zusammen mit einer mexikanischen Taucherin, zwei Amerikanern und einem Holländer fuhren wir an all den Megayachten und der Skyline aus dem Hafen hinaus, an Fishers Island (Americas richest Zip-Code) und Miami Beach vorbei aufs offene Meer des Atlantischen Ozeans. Allein die Bootstour aus dem Hafen war ziemlich beeindruckend, weil der Blick vom Wasser auf die Skyline sowie eine der unzähligen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, ziemlich überwältigend war! Nach einigen vorbeispringenden Delfinen erreichten war nach einer guten halben Stunde den ersten Tauchspot – ein unter Wasser künstlich angelegter Friedhof! Für rund 20.000-30.000$ können sich Einwohner Miamis ihre Namen dort eingravieren lassen.
Es war definitiv einer der aufregendsten Tauchgänge, die ich bisher hatte. Zum einen, weil es der Erste ohne einen Guide war, aber zum anderen auch, weil das Erkunden dieses Fleckes der Erde unbeschreiblich war. Neben Schwärmen von Barrakudas, Muränen, riesigen Feuerquallen und einer kunterbunten Fischvielfalt durch die „Ruinen“ des Riffs und an den Löwen zu tauchen, war schlicht verrückt.
Es war eine unglaubliche Erfahrung, Danke Brudi fürs Geschenk <3

Nach unserem Tagestrip in den Keys (nächster Eintrag) kamen wir eigentlich ziemlich erschöpft nachts um 12 wieder in Miami Beach an. Bis dato waren wir allerdings noch nicht klassisch feiern. Hieß uns blieb nichts anderes übrig als uns zu sehr später Stunde noch aufzuraffen, ein paar Bier zu trinken und in den nächsten Club zu gehen. 20$ Eintritt und 12$ für ein Corona Bier hielten Rene und mich nicht davon ab in einer sehr südamerikanisch angehauchten Disco die Nacht zum Tage zu machen. Es war leider nicht unsere Musik, da wir vergeblich auf englische Songs warteten, aber allein die Gäste zu beobachten, war ziemlich interessant. Zigarre-rauchende Kubaner, mit Schampus rumspritzende Superreiche oder jede Art Geschlechts rummachende Menschen war verrückt!

Nach nicht einmal vier Stunden Schlaf mussten wir am nächsten Morgen bereits unsere Sachen packen, aus dem Airbnb auschecken und zum Touri-Treffpunkt für eine geführte Tour in den weltbekannten Everglades National Park. Mit dem Bus und mehreren zur Identifikation fungierenden Stickern auf der Brust, wurden wir zum Rande des Nationalparks kutschiert. Vor Ort hätten wir Krokodilfleisch probieren können, aber unsere Mägen hätten sich danach noch mehr gedreht. Nach recht langer Warteschlange durften wir schließlich auch in unser Airboat einsteigen. Die halbstündige Tour über die Sumpflandschaft der Everglades war spektakulär – mit einem Affenzahn, und einer fast unerträglichen Lautstärke der rotierenden Motorblätter, heizte unser Guide uns über die Gewässer. Im Gegenzug zum anfänglichen Hagel und Regel, waren die Oropacks ziemlich hilfreich.

Es besteht keine Garantie freilebende Krokodile in einem Millionen Quadratmeter-großen Gebiet zu sichten, aber wir waren lucky! Zwei Krokodile konnte ich aus unmittelbarer Nähe bestaunen – es war ziemlich beeindruckend sie aus dem Wasser schauend und durch den Sumpf schwimmend zu beobachten. Trotz Kater ein Erlebnis für sich und ein weiterer Haken auf meiner Bucket List.

Nach einer zweistündigen Busfahrt ging es am Abend vonm Fort Lauderdale/ Hollywood Airport wieder zurück nach New York. Miami, thank you.

PS:

- Einfach mal Bilder vom Neptun Memorial Reef bei Google aufrufen!

https://nmreef.com/photo-gallery/ 

https://www.tarpoonlagoon.com 

https://www.hostelworld.com/st/hostels/p/67099/freehand-miami/